taz.de -- PKK-Verbot steht nicht zur Diskussion: Sicherheitsinteresse abgesichert

Die kurdische Arbeiterpartei PKK bleibt in Deutschland verboten. Das Innenministerium sieht ungeachtet der öffentlichen Debatte keinen Handlungsbedarf.
Bild: Sympathie-Stirnband für den in der Türkei inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan.

BERLIN afp | Das Bundesinnenministerium hält am Verbot der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Deutschland fest. Das Ministerium „erkennt keinen sachlichen Grund, in Überlegungen über eine Aufhebung des PKK-Verbots einzutreten“, teilte die Pressestelle des Hauses am Donnerstag auf AFP-Anfrage mit. Das Verbot sei 1993 erlassen worden, „um schwerwiegende Gefahren für die innere Sicherheit und das friedliche Zusammenleben in Deutschland abzuwehren“, hieß es weiter. Unter dem Eindruck des Verbots habe die PKK zwar von „massenmilitanten öffentlichen Aktionen weitgehend abgelassen“, ihr Verhältnis zur Gewalt bleibe jedoch „taktisch motiviert“.

Das Ministerium verwies zudem auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2010, wonach die PKK insgesamt eine „ausländische terroristische Vereinigung“ sei, deren europäische und nationale Strukturen keinen eigenen Gestaltungsspielraum hätten. Das Verbot einer solchen Organisation bleibe „im Interesse der nationalen inneren Sicherheit ein unverzichtbares Regulativ“.

Zuvor hatte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) mit Verweis auf den Kampf gegen die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) Unterstützung auch der PKK nicht mehr ausgeschlossen. Auf die Einstufung der PKK als Terrororganisation ging er dabei nicht direkt ein. [1][Wörtlich sagte er] Spiegel-Online dazu: „Alle Seiten – auch die Türkei – sollten jetzt den Friedensprozess weiterführen. Damit wäre viel gewonnen. Die Hauptgefahr sind doch diese unmenschlichen IS-Terroristen.“

Deutschland unterstützt bislang nur die irakischen Kurden mit Waffenlieferungen und Schutzausrüstung, um sie im Kampf gegen den IS-Terror zu stärken. Gegen die Türkei gibt es international Vorwürfe, dem Kampf gegen die PKK den Vorrang gegenüber einem Zurückdrängen des IS zu geben. Die PKK hatte jahrelang einen bewaffneten Kampf gegen die türkische Sicherheitskräfte geführt. Inzwischen läuft ein Friedensprozess, der aber auf der Kippe steht, weil Ankara sich weigert, den syrischen Kurden bei der Verteidigung Kobanes zu helfen.

16 Oct 2014

LINKS

[1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/frauenquote-kauder-stellt-bedingungen-schwarze-null-nicht-in-gefahr-a-997263.html

TAGS

PKK
Verbot
Bundesinnenministerium
Volker Kauder
Waffenlieferung
Kurden
PKK
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Kobanê
„Islamischer Staat“ (IS)
Kobani
Besser
Diyarbakir
Kurden

ARTIKEL ZUM THEMA

Prozess um Ausweisung von Deniz B.: 10 Jahre Deutschland-Verbot

Keine Anklage, kein Ermittlungsverfahren, keine Vorstrafen: Doch die Justiz droht Deniz B. mit Sanktionen, weil er ein PKK-Funktionär sein soll.

Tote Soldaten in der Türkei: Frieden mit der PKK nicht in Sicht

Die Auseinandersetzungen zwischen Kurden, der Polizei und der Armee in der Türkei werden härter. Der Mord an drei Soldaten empört.

Kampf gegen den „Islamischen Staat“: Ein Korridor, aber für was?

Kurdische Linken-Abgeordnete fordern „Waffen für Kobani“ und hadern mit dem Pazifismus ihrer Partei. Volker Kauder springt ihnen bei.

IS in Kobani und im Irak: Luftangriffe töten Hunderte

Allierte Bombardements bremsen den IS-Vormarsch in Kobani. Unionsfraktionschef Kauder kritisiert derweil die Türkei und deutet eine Annäherung zur PKK an.

Krieg zwischen Kurden und IS: Gestorben für Kobani

Nicht nur Kurden verteidigen die syrische Stadt Kobani. Ein linker, türkischer Aktivist fiel dort Anfang Oktober im Kampf gegen die Dschihadisten.

Kolumne Besser: Liebe Kurden, seid nett zur Autobahn

Die kurdische Bewegung steht vor einer historischen Chance, die langersehnte Anerkennung zu erfahren. Aber weiß sie das eigentlich?

Festgenommener Reporter über Türkei: „Es geht um Pressefreiheit“

Der Reporter Björn Kietzmann wurde mit seinen beiden Kollegen bei Protesten im türkischen Diyarbakir verhaftet. Erst nach 31 Stunden kamen sie wieder frei.

Debatte Kampf um Kobani: Das Kalkül der PKK

Die Türkei und die Kurden sind uneins, wie Kobani zu retten sei. Doch gegen den „Islamischen Staat“ können sie nur gemeinsam gewinnen.