taz.de -- Kommentar SPD und Griechenland-Hilfe: Die Risikoscheuen

Die SPD ist wenig hilfreich bei der Lösung der Eurokrise. Sie kritisiert die Regierung, äußert sich aber nicht deutlich zum Problem.

Die SPD hat es in Eurokrise auch nicht leicht. Sie muss Merkel angreifen, darf aber als verantwortungsethische Pro-Europa-Partei das Notwendige, wie die Bewilligung weiterer EU-Euros für Athen, nicht der Wahlkampftaktik opfern. Dieses sowohl-als-auch hat nichts Leuchtendes, es wirkt eher grau.

Und das moralische Ringen der SPD mit sich selbst vor jeder Abstimmung, ist auf die Dauer ermüdend: Man weiß ja, wie es ausgeht. Auch deshalb klang Frank-Walter Steinmeiers Attacke auf Schwarz-Gelb im Bundestag schläfrig-routiniert. Dass Merkel immer zu spät tut, was die SPD und Grüne schon vorher wollten – ja, das stimmt. Aber man hat es schon zu oft gehört.

Interessanter als immer wieder Recht gehabt zu haben, wäre es zu erfahren, wie die SPD die Eurokrise in den Griff bekommen will. Merkels mangelnden Mut zu kritisieren, sich zu dem Schuldenschnitt zu bekennen, ist leicht. Aber fordert die SPD diesen Schuldenschnitt eigentlich? Soll er jetzt kommen oder später? Soll die EZB die Schulden aus Athen übernehmen?

Setzt die SPD sich kraftvoll dafür ein, dass die EZB künftig tun darf, was ihr derzeit noch verboten ist – Staaten zu finanzieren? Wenn nicht, was dann? Die SPD will irgendwann Eurobonds, also Vergemeinschaftung von Schulden, aber bei der Frage, wann Eurobonds kommen könnten, werden Sozialdemokraten sehr schmallippig.

Wenn es um konkrete Belastungen für deutsche Steuerzahler geht, klingen die Sozialdemokraten fast so wolkig wie Angela Merkel. Diese Vagheit ist aus Wahltaktik geboren. Die SPD möchte nicht als Überbringer der schlechten Nachricht gegrillt werden. Das ist nachvollziehbar, aber dieses Defensive, Verdruckste ist auf Dauer zu wenig. No risk, no fun. Verantwortungsethik heißt auch, mal eine miese Schlagzeile in der Bild-Zeitung zu riskieren.

30 Nov 2012

AUTOREN

Stefan Reinecke

TAGS

SPD
Griechenland
Rettungspaket
Eurokrise
Griechenland
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Griechenland
Griechenland
Griechenland
Schuldenkrise
Bundestag
Rettung
Griechenland
Griechenland

ARTIKEL ZUM THEMA

Rückkauf griechischer Staatsanleihen: Schuldenland kauft Schulden zurück

Griechenland kauft seit Montag seine Staatsanleihen zurück – für einen Bruchteil des Ausgabepreises. Das Programm ist Teil des letzte Woche verabschiedeten Hilfsplans der Troika.

Wahlkampftaktik in Krisenzeiten: Verwirrspiel um Griechenland

Merkel widerspricht Schäuble: Plötzlich ist doch ein Schuldenschnitt möglich – aber erst nach der Wahl. Doch dann könnte es für Athen zu spät sein.

Kommentar Merkels Griechenlandpolitik: Balancieren am Abgrund

Angela Merkels Griechenlandpolitik ist nur scheinbar inkonstistent. Trotzdem bringt ihr Lavieren Europa immer wieder in gefährliche Nähe zum Absturz.

Hilfen für Griechenland: Horror vor dem Schuldenschnitt

Die Koalition stimmt mit SPD und Grünen für erneute Griechenland-Hilfen. FDP-Fraktionschef Brüderle öffnet der Koalition die Hintertür für noch mehr Hilfen.

Hilfen für Griechenland beschlossen: Das fette Vorweihnachtspaket

Im Bundestag haben 473 Abgeordnete für neue Griechenland-Hilfen gestimmt. Unklar ist, ob Schwarz-Gelb eine eigene Mehrheit erreichte.

Abstimmung über Griechenland-Hilfe: SPD ist sich sicherer als CDU

Mit großer Mehrheit haben SPD-Abgeordnete in einer Probeabstimmung für die erneute Griechenland-Hilfe gestimmt. Bei der Union gab es mehr Nein–Stimmen.

Rettungspaket für Griechenland: Helfen will wohlüberlegt sein

Die Parlamentarier erkämpfen sich etwas mehr Zeit, um über die von den EU-Finanzministern beschlossenen neuen Griechenland-Hilfen zu beraten.

Hilfe für Griechenland: Uneinigkeit über Schuldenerlass

Ein möglicher Schuldenerlass für Griechenland ist weiterhin umstritten. Die Opposition und Stimmen in der Union kritisieren den Vorschlag.

Griechenland-Hilfe: Schäuble verspricht Billigrettung

Der Finanzminister ist zufrieden: Die neue Hilfe für Athen wird so gestaltet, dass der deutsche Haushalt zunächst nur gering belastet wird. Nach 2014 wird es teuer.

Milliardenhilfen für Griechenland: Paket für Athen

Die internationalen Geldgeber setzen die Griechenland-Hilfe fort. Gestundete Zinsen oder längere Kreditlaufzeiten sollen helfen, das Krisenland wieder auf Kurs zu bringen.