taz.de -- Löschanträge bei Google: 12.000 wollen vergessen werden

Europaweit haben am ersten Tag schon 12.000 Menschen einen Löschantrag bei Google gestellt. Nach Kritik von Datenschützern wurde das Antragsformular geändert.
Bild: Raus aus der Suche.

MOUNTAIN VIEW dpa | Bei Google sind am ersten Tag rund 12 000 Anträge von Europäern auf Löschung von Suchergebnissen über sie eingegangen. In der Spitze habe es bis zu 20 Anträge pro Minute gegeben, sagte ein Google-Sprecher am Samstag. Google hatte am Freitagmorgen als Reaktion auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum Recht auf Vergessenwerden im Internet [1][ein entsprechendes Formular freigeschaltet].

Nach Kritik des Hamburger Datenschützers Johannes Caspar änderte der Konzern das Formular im Laufe des Tages in einem wichtigen Punkt. Der in Deutschland für Google zuständige Datenschützer hatte bemängelt, dass Google zum Hochladen der Kopie eines Personalausweises aufrief. Die automatisierte Speicherung eines Personalausweises durch nicht-öffentliche Stellen sei aber ungesetzlich, erklärte er.

Nun heißt es auf der Google-Webseite lediglich: „Fügen Sie bitte eine lesbare Kopie eines Sie identifizierenden Dokuments bei.“ Die Datei solle binnen eines Monats nach Bearbeitung des Antrags gelöscht werden.

Der EuGH hatte vor gut zwei Wochen entschieden, dass Europas Bürger Google dazu verpflichten können, Links zu ihnen unangenehmen Dingen aus ihrer Vergangenheit aus dem Netz verschwinden zu lassen. Google müsse die Verweise aus seiner Ergebnisliste entfernen, wenn dort enthaltene Informationen das Recht auf Privatsphäre und Datenschutz einer Person verletzten. Die Informationen können dabei auch weiterhin im Netz verfügbar bleiben.

Löschen nur in Europa

Bei Google waren bereits in den vergangenen Wochen „einige Tausend“ Anträge zur Löschung von Links eingegangen. Sie müssten größtenteils über das Formular neu gestellt werden, erklärte der Konzern. Google macht keine Angaben dazu, wie lange die Bearbeitung der Anfragen dauern könnte.

Gelöscht werden nur Links in Google-Diensten in den 28 EU-Ländern sowie Island, Norwegen, Lichtenstein und der Schweiz - nicht aber etwa in der Domain „Google.com“. Der Konzern rechnet damit, dass es strittige Fälle geben wird, die vor Gericht geklärt werden müssen.

31 May 2014

LINKS

[1] http://support.google.com/legal/contact/lr_eudpa?product=websearch

TAGS

Google
Suchmaschine
Recht auf Vergessen
Europäischer Gerichtshof
Urteil
Suchergebnisse
Datenschutz
Recht auf Vergessen
Europa
Google
Google
Google
Google
Google
Google

ARTIKEL ZUM THEMA

Digitale Imagepflege mit Google: Huch, vergessen

Jetzt ist auch die taz betroffen. Google beginnt Links aus seinen Ergebnislisten zu löschen – und benachrichtigt die betroffenen Medien. Und die Pressefreiheit?

„Recht auf Vergessen“ im Netz: 70.000 Löschanträge an Google

Bislang wurden 70.000 Anträge auf die Entfernung von Links aus der Suchmaschine gestellt. Britische Medien kritisieren das Löschen von Links als „Zensur“.

Persönliche Daten im Internet: Google löscht erste Suchergebnisse

Die Suchmaschine Google hat begonnen, Einträge auf Antrag von Bürgern zu löschen. Der Konzern kommt damit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes nach.

Recht auf Vergessen bei Google: Zehntausende Löschanträge

Die Möglichkeit, Verweise bei der Suchmaschine entfernen zu lassen, wird offenbar rege genutzt. Google informiert, dass über 40.000 Anträge gestellt wurden.

Google plant Satellitennetz: 180 Internetbotschafter in den Orbit

Weil die Welt noch nicht in Gänze mit adäquaten Netzzugängen versorgt ist, will Google nun Abhilfe schaffen – mit einem teuren Satellitennetz.

Google setzt Urteil um: Löschen nur mit Personalausweis

Nach dem Urteil zum Recht auf Vergessen stellt Google ein Antragsformular ins Netz. Doch Nutzer sollten nicht alle Forderungen bedingungslos erfüllen.

Urteil zum Vergessenwerden im Netz: Google will europäischer werden

Europas Bürger können bei Google die Löschung von Links zu Informationen über sie beantragen. Wann Verweise tatsächlich entfernt werden müssen, bleibt unklar.

Löschanträge bei Google: Schlichten gegen die Willkür

Einem Medienbericht zufolge arbeitet die Bundesregierung daran, eine Schlichtungsstelle zum „Recht auf Vergessen“ einzurichten. Google arbeitet indes Löschanträge ab.