taz.de -- Finanzhilfen für Griechenland: Reaktion auf Provokation

Kurz vor der Bundestagsabstimmung über Finanzhilfen für Athen spricht der griechische Finanzminister erneut von einer „Umschuldung“. Schäuble reagiert gereizt.
Bild: Diese beiden werden keine Freunde

ATHEN/BERLIN dpa/rtr | Wenige Tage nach der Einigung mit den internationalen Geldgebern hat der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis erneut von einer Umschuldung gesprochen und damit für Irritationen gesorgt. „Ich spreche über Umschuldungen, die unsere Schuldenlast deutlich senken (würden)“, sagte er am Mittwoch einem griechischen Radiosender. Aus Kreisen des Finanzministeriums wurden die Ängaben allerdings relativiert. Varoufakis habe „allgemein“ davon gesprochen, wie er sich eine der möglichen Lösungen in der griechischen Schuldenkrise vorstellen könnte. Es gehe nicht darum, dass er dies jetzt fordere.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble kritisierte diese Äußerungen des griechischen Finanzministers als „wenig hilfreich“. Nach Angaben von Teilnehmern sagte der CDU-Politiker in der Sondersitzung der Unions-Bundestagsfraktion am Donnerstag, die neue griechische Regierung trage mit solchen Interviews wenig dazu bei, das Vertrauen etwa in Deutschland zu erhöhen.

Wenn Griechenland in den kommenden Monaten gegen die Absprachen verstoßen sollte, seien diese hinfällig, habe Schäuble in der Sitzung gesagt. Die griechische Regierung „strapaziere die Solidarität der europäischen Partner“ mit solchen Äußerungen erheblich, warnte Schäuble.

Im Bundestag zeichnet sich unterdessen eine bisher beispiellose fraktionsübergreifende Zustimmung für die Verlängerung der Griechenland-Hilfen an diesem Freitag ab. In Probeabstimmungen der Regierungsfraktionen stimmten bei der Union lediglich 22 Abgeordnete mit Nein, 5 enthielten sich. Die SPD votierte einstimmig für die geplante Verlängerung des Hilfsprogramms bis Ende Juni.

26 Feb 2015

TAGS

Griechenland
Wolfgang Schäuble
Schwerpunkt Finanzkrise
Schulden
Yanis Varoufakis
Euro
Finanzpolitik
Griechenland
Abstimmung
Griechenland
Syriza
Griechenland
Griechenland
Griechenland
Europa
Mindestlohn
Eurogruppe
Griechenland

ARTIKEL ZUM THEMA

Schuldenkrise in Griechenland: „Wir werden kein Mitleid zeigen“

Die griechische Regierung sagt Steuerflüchtlingen und Reichen den Kampf an. Selbst Finanzminister Schäuble hat plötzlich Vertrauen in Tsipras und Varoufakis.

Finanzhilfen für Griechenland: Bundestag stimmt für Verlängerung

Mit großer Mehrheit hat das Parlament für die Verlängerung des Hilfsprogramms für Athen gestimmt. Das Land hat nun mehr Zeit, das Reformprogramm abzuarbeiten.

Linker Protest in Athen: „Raus aus der EU“

Kurz vor der Bundestagsabstimmung über Finanzhilfen für Griechenland demonstrieren in Athen mehrere hundert Linksautonome gegen die Einigung mit der Eurogruppe.

Kommentar Kredite für Griechenland: Hilfen, die nicht helfen

Der Umgang mit Athen bezeugt den Rückfall in nationale Narrative. Dabei ist Syriza eine echte Chance. Doch Europa und der Bundestag werfen sie weg.

Finanzhilfen für Griechenland: Deutsche als Krisenspieler

Deutschland hat seinen Kurs mithilfe von Entscheidern an wichtigen Positionen durchgesetzt. Dabei steht bei Krediten Luxemburg vorn – pro Kopf gerechnet.

Kommentar Linke und EU-Kredite: Ein Schrittchen in Richtung Realpolitik

Dass die Linke den Finanzhilfen zustimmt, ist richtig. Alles andere ist zynischer Verbalradikalismus, der Griechenland ins Desaster stürzen würde.

Rettungspakete für Griechenland: Linke lässt Ablehnungskurs los

Erstmals könnte die Linke den Rettungspaketen für Athen zustimmen. Nicht alle Parteimitglieder werten das als gute Strategie.

Hilfen für Griechenland: Merkel wirbt um Zustimmung

Athen schlägt moderate Töne an, um die Euro-Partner vom Reformwillen überzeugen. Freitag stimmt der Bundestag über eine Verlängerung der Hilfszahlungen ab.

Koalitionsgipfel in Berlin: Mindestlohnprüfung wird vorgezogen

Energiewende, Mietpreisbremse, Mindestlohn: Bei ihrer Runde im Kanzleramt hat sich die Koalitionsspitze vor allem mit innenpolitischen Streitthemen befasst.

Kommentar Athener Reformplan: Das Soziale kommt zum Schluss

Die griechische Regierung musste mit der To-do-Liste ihr Wahlprogramm auf den Kopf stellen. Das Schuldendrama ist damit aber noch nicht zu Ende.

EU-Hilfe für Griechenland: „Die meinen das ernst“

EU-Kommission, IWF und Euro-Finanzminister halten das Reformprogramm für ausreichend. Das muss nun detailliert ausgearbeitet werden – in zwei Monaten.