taz.de -- Kommentar US-Klimapolitik: Der Klimawandel wird abgeschafft
„Wetterextrem“ ersetzt „Klimawandel“ – denn den gibt es laut Trump nicht. US-Wissenschaftler haben als Reaktion darauf ein Gutachten geleakt. Gut so.
Donald Trump hält den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen. Seine Kohle-, Öl- und Umweltpolitik ist ein Rückfall in die Steinzeit. Und er macht munter weiter: Vor wenigen Tagen haben die USA offiziell ihren Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen eingereicht.
Von den Webseiten des Weißen Hauses, des Innenministeriums und der US-Umweltbehörde sind sämtliche Hinweise auf den Klimawandel verschwunden. Und Klimaforschung ist „junk science“ (Schrottwissenschaft), sagt Sam Clovis, der Mann, den der US-Präsident im Agrarministerium (USDA) installiert hat.
Nun wurde bekannt, dass die Mitarbeiter des Agrarministeriums den Begriff [1][„Klimawandel“ künftig meiden und durch „Wetterextreme“ ersetzen] sollen. Auch „Reduktion von Treibhausgasen“ und „CO2-Speicherung“ stehen auf dem Index. Dann wird es mit wissenschaftlichen Publikationen zum Thema natürlich schwierig – und genau das will Trump.
Ein 550-Seiten-Gutachten, an der 13 verschiedene US-Behörden beteiligt waren, kommt – wie Tausende Studien zuvor – zu dem Schluss, dass die Veränderung des Weltklimas zum großen Teil durch den Menschen verursacht wird. Eine weitere nicht ganz neue Erkenntnis: [2][Extreme Wetterphänomene werden vom Klimawandel begünstigt.]
Das Gutachten muss vor der Veröffentlichung allerdings noch vom Weißen Haus abgesegnet werden. Das scheint in der jetzigen Atmosphäre eher unwahrscheinlich, deshalb wurde das Gutachten anonym der [3][New York Times] zugespielt und dort [4][online veröffentlicht].
Die aktive Zensur von Forschung durch einen Mann, dessen restriktive, wissenschafts- und objektivitätsfeindliche Politik immer skurrilere Blüten treibt, stellt nicht nur eine große Gefahr für den Kampf gegen den Klimawandel dar. Ein Korrektiv – auch seitens der eigenen Bundesbehörden –, das solche Gutachten leakt, ist deshalb nicht nur wichtig, sondern unerlässlich.
8 Aug 2017
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