taz.de -- Kommentar Scheitern der UNO in Syrien: Humanitäre Versager

Wer noch nicht überzeugt war von der Machtlosigkeit der UNO, ist es jetzt. In Syrien demonstrieren die USA und Russland ihre Unfähigkeit.
Bild: Unfähig, den Syrien-Konflikt zu beenden: der russische Außenminister Sergei Lavrov (l.) neben US-Außenminister John Kerry

Globales Chaos, machtlose UNO – diese Wahrnehmung ist angesichts der in den letzten Jahren eskalierenden Krisen und Gewaltkonflikte bereits weit verbreitet. Durch die diese Woche beginnende Vollversammlung der Weltorganisation dürfte sie zusätzlich bekräftigt werden.

Wichtigster Auslöser für diese Wahrnehmung ist der Krieg in Syrien. Russland und die USA, die beiden Hauptverantwortlichen für das politische Scheitern der UNO in Syrien, demonstrieren in diesen Tagen auf dramatische Weise und in seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr gekannter konfrontativer Schärfe ihren Unwillen und ihre Unfähigkeit, diesen Gewaltkonflikt endlich beizulegen.

Zwar kritisiert der russische Präsident Putin zu Recht Washingtons mangelnde Einflussnahme auf die syrischen Rebellen und die Geheimhaltung der jüngst mit Moskau erzielten Syrienvereinbarung durch die Obama-Administration. Aber Putins Kritik ist wohlfeil, da er seinerseits nicht dafür sorgt, dass die Regierung Assad endlich die dringend benötigten humanitären Hilfslieferungen an die syrische Bevölkerung zulässt.

Was wiederum von den humanitären Organisationen der UNO und von Syrienvermittler de Mistura seit Tagen kritisiert wird: scharf, präzise, aber eben machtlos. Über das politische Versagen hinaus, den syrischen Konflikt zu beenden, demonstriert die in New York versammelte „Staatengemeinschaft“ aber auch ein weiteres skandalöses Versagen: wenigstens die überlebenden Opfer dieses Krieges und anderer Gewaltkonflikte ausreichend humanitär zu versorgen.

Die von der UNO und den USA anberaumten Gipfeltreffen zum Thema Flüchtlinge sind angesichts der geplanten unkonkreten und unverbindlichen Abschlusserklärungen völlig nutzlos. Die Millionensummen zur Organisation dieser Gipfel wären besser direkt an das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge und das Welternährungsprogramm geflossen.

18 Sep 2016

AUTOREN

Andreas Zumach

TAGS

Schwerpunkt Syrien
Uno
Humanitäre Hilfe
Schwerpunkt Flucht
Russland
Flüchtlingspolitik
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
USA
Schwerpunkt Syrien
USA
Schwerpunkt Syrien
USA

ARTIKEL ZUM THEMA

US-Staatssekretärin über Flüchtlinge: „Sie wollen, dass wir mehr tun“

Die Republikaner im Kongress unterstützen die Flüchtlinge. Allerdings sehr leise, sagt Anne Richard, Staatsekretärin im US-Außenminsterium.

Kriegsverbrechen in Syrien: Grauen in Aleppo

Brandbomben, Fassbomben, bunkerbrechende Bomben: Helfer im Osten Aleppos berichten von mörderischen syrischen und russischen Luftangriffen.

Flüchtlingsgipfel in New York: Hilfszusagen für 360.000 Menschen

Beim Flüchtlingsgipfel in den USA erklären viele Staaten, sich mehr für Flüchtlinge zu engagieren. 360.000 Menschen wollen sie in diesem Jahr aufnehmen.

Luftangriff auf Assad-Armee: Schützenhilfe aus Deutschland?

US-Kampfjets haben syrische Truppen bombardiert. Das Verteidigungsministerium lässt offen, ob Daten der Bundeswehr bei der Vorbereitung halfen.

Krieg in Syrien: Feuerpause hat keinen Bestand mehr

Syriens Armee erklärt die Waffenruhe für beendet, auch unter den Rebellen gilt sie als gescheitert. Assad gibt dafür den USA die Schuld. Hilfskonvois stecken fest.

Krieg in Syrien: Feuerpause „faktisch gescheitert“

Die Waffenruhe in Syrien ist ausgelaufen. Ein Rebellensprecher befürchtet, dass die Hilfslieferungen Aleppo nicht erreichen werden.

Krieg in Syrien: USA greifen Assad an

Ein US-Luftangriff auf syrische Regierungstruppen gefährdet die brüchige Waffenruhe zusätzlich. Nun geht es um Schadensbegrenzung.

USA und Russland: Zerwürfnis nach Luftangriff in Syrien

Die US-geführte Koalition hat offenbar irrtümlich Truppen des Assad-Regimes angegriffen. Nun verschärft sich der Ton zwischen Moskau und Washington.

Krieg in Syrien: Waffenruhe verletzt

Heftige Kämpfe sind nahe Damaskus ausgebrochen. Hunderttausende warten weiter auf die versprochene humanitäre Hilfe.

Waffenruhe in Syrien: UN-Helfer in der Warteschleife

Noch hält die Waffenruhe in Syrien, doch die UN warnen: Sie könne für die Hungernden verstreichen, wenn die Konvois nicht bald passieren dürfen.