taz.de -- Krieg in Syrien: Waffenruhe verletzt

Heftige Kämpfe sind nahe Damaskus ausgebrochen. Hunderttausende warten weiter auf die versprochene humanitäre Hilfe.
Bild: Auch in Aleppo wurde die Waffenruhe verletzt

Damaskus/Moskau dpa/taz/afp | Trotz der vereinbarten Waffenruhe in Syrien haben sich Regierungstruppen und islamistische Rebellen im Osten der Hauptstadt Damaskus heftige Kämpfe geliefert. Die Kontrahenten gaben sich gegenseitig die Schuld für den Bruch der Waffenruhe. Es handelt sich um den bisher stärksten Verstoß gegen die seit Montag geltende Feuerpause.

Armee und Rebellen hätten sich in der Region um den Ort Dschubar gegenseitig mit Granaten beschossen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mit.

Die von den USA und Russland ausgehandelte Waffenruhe war am Montag in Kraft getreten. In den folgenden Tagen hielt sie trotz regelmäßiger Verstöße weitgehend. Die Feuerpause soll dazu dienen, notleidende Menschen in belagerten Gebieten zu versorgen.

Russland ist nach eigenen Angaben zu einer Verlängerung der Waffenruhe um weitere zwei Tage bereit. „Wir sind bereit, den Stopp der Kampfhandlungen um weitere 72 Stunden zu verlängern“, sagte General Viktor Posnichir am Freitag im russischen Fernsehen.

Zivilisten unter den Opfern

Zu Gewalt kam es auch in der nordsyrischen Stadt Aleppo und in der Provinz Idlib. Dort starben in der Stadt Chan Scheichun bei Luftangriffen nach Angaben der Beobachtungsstelle ein Mann und zwei Kinder. Es seien die ersten Zivilisten gewesen, die seit Beginn der Waffenruhe durch Luftangriffe getötet wurden.

Immer noch müssen Hunderttausende Syrer auf die versprochenen UN-Hilfskonvois warten. Rund 40 Lastwagen mit Hilfsgütern stehen seit Tagen an der Grenze zur Türkei bereit, haben aber bislang vom Regime kein grünes Licht bekommen. Nach UN-Angaben sind mehr als 600.000 Zivilisten in Syrien von der Außenwelt abgeschnitten und grauenhaften Bedingungen ausgesetzt. Die meisten Gebiete werden von der Regierung belagert. Besonders dramatisch ist die Lage in den Rebellengebieten der Stadt Aleppo in Nordsyrien. Dort sind bis zu 300.000 Menschen eingeschlossen.

Die Waffenruhe soll den Weg zur Wiederaufnahme der ausgesetzten Genfer Friedensgespräche ebnen. Es ist der zweite Versuch der USA und Russlands, eine dauerhafte Feuerpause zu erreichen. Ein erster Versuch war im Frühjahr gescheitert. In dem rund fünfjährigen Bürgerkrieg sind nach UN-Angaben bisher mehr als 400.000 Menschen getötet worden.

Dieser Artikel wurde aktualisiert um 16.59 Uhr.

16 Sep 2016

TAGS

Schwerpunkt Syrien
Syrischer Bürgerkrieg
USA
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
USA
USA
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien

ARTIKEL ZUM THEMA

Krieg in Syrien: Feuerpause „faktisch gescheitert“

Die Waffenruhe in Syrien ist ausgelaufen. Ein Rebellensprecher befürchtet, dass die Hilfslieferungen Aleppo nicht erreichen werden.

Krieg in Syrien: USA greifen Assad an

Ein US-Luftangriff auf syrische Regierungstruppen gefährdet die brüchige Waffenruhe zusätzlich. Nun geht es um Schadensbegrenzung.

Kommentar Scheitern der UNO in Syrien: Humanitäre Versager

Wer noch nicht überzeugt war von der Machtlosigkeit der UNO, ist es jetzt. In Syrien demonstrieren die USA und Russland ihre Unfähigkeit.

USA und Russland: Zerwürfnis nach Luftangriff in Syrien

Die US-geführte Koalition hat offenbar irrtümlich Truppen des Assad-Regimes angegriffen. Nun verschärft sich der Ton zwischen Moskau und Washington.

Waffenruhe in Syrien: UN-Helfer in der Warteschleife

Noch hält die Waffenruhe in Syrien, doch die UN warnen: Sie könne für die Hungernden verstreichen, wenn die Konvois nicht bald passieren dürfen.

Waffenruhe in Syrien: Aleppo wartet auf Hilfe

Die Waffenruhe in Syrien wird weitgehend eingehalten. Hilfslieferungen stehen bereit, bleiben aber gefährlich. Und das Assad-Regime bremst.

Debatte Humanitäre Hilfe für Syrien: Die UN kuschen vor Assad

Die Vereinten Nationen nehmen Assad die humanitäre Versorgung ab. Toll für ihn, so kann er mehr Geld für Fassbomben ausgeben.