taz.de -- Nach Fukushima-Katastrophe in Japan: Zweiter Atomreaktor am Netz

Knapp ein Viertel der Energie soll in Japan künftig wieder aus Atomstrom kommen. Ein weiterer Reaktor wurde wieder hochgefahren – trotz Protest.
Bild: Schon als der erste Reaktor im August 2015 wieder hochgefahren wurde, war das Gelände des AKW in Sendai streng bewacht

Tokio afp | Viereinhalb Jahre nach der Kraftwerkskatastrophe von Fukushima ist in Japan am Donnerstag ein zweiter Atomreaktor wieder ans Netz gegangen. Im Kraftwerk Sendai rund tausend Kilometer südwestlich der Hauptstadt Tokio sei der zweite Reaktor am Vormittag hochgefahren worden, teilte der Betreiber Kyushu Electric Power mit. In der Anlage war bereits Mitte August der erste Reaktor wieder angefahren worden.

Alle Atomanlagen in Japan waren nach der Katastrophe von Fukushima im März 2011 schrittweise abgeschaltet worden. Die Reaktoren von Sendai sind bisher die einzigen, die verschärfte Sicherheitsauflagen erfüllen.

Viele Anwohner und Atomkraftgegner sind wegen Erdbeben- und Vulkanrisiken in der Gegend gegen ein Wiederanfahren der Atomanlage. Etwa 70 Gegner versammelten sich laut dem Nachrichtensender NHK vor dem Gelände, um gegen das Hochfahren des Reaktors zu protestieren.

Japan will bis zum Jahr 2030 bis zu 22 Prozent seiner Energie wieder aus Atomstrom beziehen. Dass die konservative Regierung zur Nuklearenergie zurückkehrt, hat vor allem wirtschaftliche Gründe: Japan kämpft mit Handelsdefiziten, vor allem wegen der hohen Kosten für fossile Brennstoffe.

15 Oct 2015

TAGS

Schwerpunkt Atomkraft
Fukushima
Japan
Fukushima
Schwerpunkt Atomkraft
Schweiß
Fukushima
Energieversorgung
Atombombe
Fukushima
China

ARTIKEL ZUM THEMA

Nach der Fukushima-Katastrophe: Viele Helfer verstrahlt

Erstmals veröffentlicht Japan Ergebnisse von Messungen nach der Atomunglück. Demnach wurden 38 Prozent der Helfer bei der Evakuierung hoher Strahlung ausgesetzt.

Kommentar AKWs in Großbritannien: Untergang mit Ansage

Atomkraft ist kein Zukunftsmodell: Großbritannien macht sich über Bürgschaften und Preisgarantien abhängig von ausländischen Investoren.

Probleme in Schweizer Reaktor Beznau: Schäden im Druckbehälter

Der älteste noch betriebene Atommeiler der Welt weist Schäden auf. Diese könnten weltweit in 80 weiteren Kraftwerken auftreten.

Folge der Fukushima-Katastrophe: Erstmals Krebserkrankung bestätigt

Ein Ex-Angestellter hat Leukämie. Zum ersten Mal seit der Atomkatastrophe erkennt die japanische Regierung die Verstrahlung offiziell als Krankheitsursache an.

Wachsender Rohstoffbedarf: Die Uranwirtschaft strahlt

Japan fährt seine Atomkraftwerke wieder hoch, weltweit boomt die Kernenergie. Größter Hoffnungsträger der Branche bleibt China.

Atomwaffen weltweit: Mit Superlasern zur Minibombe

Die Supermächte modernisieren ihre Arsenale. 70 Jahre nach Hiroshima war es noch nie so einfach und so billig, eine Atombombe zu bauen.

Wohnen in der Nähe von Fukushima: Zurück in die Radioaktivität

Japans Regierung erklärt Gebiete in der Nähe des Unglücksreaktors für sicher – obwohl die Strahlung den Grenzwert ums Zehnfache übersteigt.

Japans Klimaziele für Paris: Geiz statt Ehrgeiz

Die Industrieländer tun nichts dafür, die Erwärmung bei zwei Grad zu deckeln. Jüngst legte Japan ein schwaches Angebot vor.