taz.de -- Kommentar Entlassung UN-Blauhelmchef: Merkwürdiger Nachgeschmack
Er will ein Zeichen setzten: Ban Ki Moon entlässt erstmals den Chef einer Blauhelmmission. Aber für die Menschen in Bangui ändert sich dadurch nichts.
„Es reicht“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, als er zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinten Nationen den Chef einer Blauhelmmission wegen massiver Vorwürfe gegen seine Soldaten entließ. Der erzwungene Rücktritt von General Babacar Gaye, Leiter der UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik, ist ein willkommener Schritt.
Die Mission gibt es erst seit einem Jahr, aber es liegen schon 57 Vorwürfe gegen ihre Soldaten vor, von Vergewaltigung bis Mord. Die zusammengewürfelte Truppe aus Kontingenten verschiedener afrikanischer Länder, die eigentlich einst unter anderen Vorzeichen nach Zentralafrika entsandt worden waren, hat dem geschundenen Land weder Frieden gebracht noch Übergriffe bewaffneter Gruppen gegen Zivilisten beenden können. Stattdessen verüben die Blauhelme selbst Übergriffe.
Aber der Sturz von General Gaye, einer der besten und erfahrensten Generäle im Dienst der UNO, hinterlässt auch einen merkwürdigen Nachgeschmack. Wenn die Vorwürfe gegen die Soldaten stimmen, ist die richtige Antwort darauf nicht der Rücktritt des politischen Missionschefs, sondern es müssen die verantwortlichen Militärs entlassen und vor Gericht gestellt werden.
Ob die Vorwürfe stimmen, ist angeblich derzeit Objekt interner UN-Ermittlungen – ein Prozedere, das bekanntlich schwerfällig, langsam und nicht immer logisch funktioniert. Warum werden nun Konsequenzen gezogen, während diese Ermittlungen laufen – und zwar solche, die nicht die Beschuldigten treffen?
Es geht Ban Ki Moon um mehr. Er will ein Zeichen setzen im Rahmen der Debatte über Sinn und Zweck immer größerer UN-Blauhelmmissionen mit immer komplizierteren Aufgaben. Aber leider ist unwahrscheinlich, dass diese Reformdebatte zu einem Ergebnis kommt, bevor nächstes Jahr Bans Amtszeit endet. Und solange steht zwar Ban Ki Moon gut da – aber für die Menschen in Bangui ändert sich nichts.
13 Aug 2015
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