taz.de -- Gaza-Initiative im Netz: Und ewig lockt das Selfie
Um für Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern zu werben, posten Menschen Bilder, die sie mit Hummus zeigen. Eine Verzweiflungstat.
Wenn gar nichts mehr hilft, dann beschränkt man sich aufs Wesentliche. Aufs Essen zum Beispiel. Die Message ist simpel: Wir alle sind Menschen. Wir alle brauchen Nahrung. Also lasst uns zusammenhalten – anstatt über das zu streiten, was uns trennt.
Beim Hummus wäre das besonders einfach. Den levantinischen Kichererbsenbrei beansprucht der gesamte Nahe Osten für sich. Weil also Palästinenser und Israelis die Liebe zum Hummus teilen, was bringt es da, sich zu bekriegen, dachten ein paar findige Franzosen und Engländer und riefen zwei Initiativen ins Leben. „[1][The Hummus Initiative]“ und „[2][Chick Peace]“ heißen die beiden Seiten auf Facebook und sie sammeln dort und auf Twitter Bilder von Menschen, die unter den Hastags #hummusselfie oder #chickpeace mit dem Kichererbsenbrei posieren.
Eine nette Idee ist das, die aber vor allem von Verzweiflung zeugt, von der Ohnmacht und Hilflosigkeit angesichts des seit Jahrzehnten verfahrenen Konflikts. Und von mangelndem historischen Wissen.
In Friedenszeiten wird nämlich unter den verfeindeten Nachbarn selbst um den Hummus gestritten. Das israelische Abu Gosch wetteifert mit der libanesischen Hauptstadt Beirut. Wer findet mit dem weltgrößten Hummus Eingang ins Guinnesbuch der Rekorde? Derzeit hält den Rekord der libanesische Koch Ramzi Choueiri aus Beirut. Eine Schmach für Abu Gosch.
Nicht überliefert ist außerdem, dass Griechen und Türken eine besonders innige Liebe zueinander entwickelt hätten, nur weil beide Nationen gerne Tzaziki – pardon Chachik – essen.
5 Aug 2014
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