taz.de -- Kommentar Zukunft des Gazastreifens: Hoffen auf arabische Staaten
Die Hamas ist militärisch ihrem Ende nah. Der Gazastreifen hätte enormes wirtschaftliches Potenzial, wenn ihm die arabischen Staaten unter die Arme griffen.
Nie war die Hamas schwächer als heute. Trotz der Raketensalve, die am Morgen ein letztes Mal die Sirenen aufheulen ließ und unweit von Bethlehem ein Haus zerstörte, ist sie militärisch ihrem Ende nah. Die Waffenlager sind fast leer, die Tunnel zerstört, der Gazastreifen ist ein einziger Scherbenhaufen.
Noch bevor Israels Luftwaffe und die Marine vor gut vier Wochen das Feuer auf den Gazastreifen eröffneten, war die Hamas international isoliert. Syrien hadert mit dem Politbürochef Chaled Meschal, weil er sein jahrelanges Exil in Damaskus aufgab, und Teheran ist aus demselben Grund nicht gut auf sie zu sprechen. Kairo schrieb die Hamas gar auf die Liste der Terrororganisationen.
Auch bei den Palästinensern dürfte die Hamas nicht mehr allzu hoch im Kurs stehen. Aus Angst vor den Islamisten wagen die Leute in Gaza noch keine offene Kritik an den Männern in Uniform, die Flüchtlinge mit Stöcken in ihre Häuser zurücktrieben und Protest skrupellos niederschossen.
Der Dreierbund aus Ägypten, dem unmittelbaren Nachbarn, Katar, dem neuen Gastland Chaled Meschals und wichtigsten Geldgeber, und Mahmud Abbas, dem weltlichen Präsidenten der Palästinenser, sollte jetzt alles daransetzen, die Hamas als Partner in den Wiederaufbau des Gazastreifens miteinzubeziehen. Die Islamisten sind auf Hilfe angewiesen, aber sie wollen ihr Gesicht wahren.
Der Gazastreifen hat mit den langen Sandstränden und Gasvorkommen ein enormes wirtschaftliches Potenzial, sofern Stabilität garantiert ist. Nicht der Westen ist gefragt, nein, die moderaten arabischen Staaten müssen die Slums von Dschabaliya und Chan Yunis austrocknen und den islamischen Extremisten damit den Nährboden entziehen. Positiv betrachtet: Vom Gazastreifen könnte ein Signal für die gesamte Region ausgehen.
5 Aug 2014
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