taz.de -- Krise in der Ukraine: Neue EU-Sanktionen auf Eis gelegt

Mehr Zeit für die Diplomatie: Die geplante Ausweitung der Sanktionen gegen Russland und ukrainische Separatisten treten zunächst nicht in Kraft.
Bild: Er zieht die Blicke auf sich: Putin zu Besuch bei einer Forschungseinrichtung in St. Petersburg.

BRÜSSEL/BERLIN dpa/afp | Die geplante Ausweitung der EU-Sanktionen gegen ukrainische Separatisten und russische Politiker wird wegen der deutsch-französischen Friedensinitiative vorerst auf Eis gelegt. Bei einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel sei beschlossen worden, die neuen Strafmaßnahmen nicht sofort in Kraft treten zu lassen, sagten Diplomaten am Montag in Brüssel. Damit sollten die Chancen auf einen erfolgreichen Krisen-Gipfel im weißrussischen Minsk erhöht werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef François Hollande hatten den Ukraine-Gipfel bei einer Vermittlungsoffensive in Kiew und Moskau Ende vergangener Woche vorgeschlagen. Laut der Ratssprecherin erklärten die EU-Außenminister am Montag ihre „volle Unterstützung“ für die Bemühungen um das Treffen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte zum Auftakt gesagt, es sei „noch ein hartes Stück Arbeit“ nötig, um das für Mittwoch geplante Treffen zu ermöglichen. Auch Fabius sagte, es seien noch Anstrengungen nötig. Es gebe „eine ganze Reihe von Fragen“, darunter zu schweren Waffen und zu Grenzen. Die Dinge begännen aber, „sich zu bewegen“.

Der Beschluss der Außenminister sieht allerdings vor, dass die Strafmaßnahmen automatisch am kommenden Montag wirksam werden, wenn es nicht einen weiteren Beschluss der EU-Staaten gibt. Bedingung dafür seien weitreichende Fortschritte bei den Friedensverhandlungen, hieß es.

Nach dpa-Informationen würden die neuen Strafmaßnahmen 14 Separatisten und 5 Russen treffen. Neben den Einzelpersonen sollen neun Separatisten-Gruppen auf die Sanktionsliste gesetzt werden. Zu den Sanktionen gehören EU-Einreiseverbote und Vermögenssperren.

9 Feb 2015

TAGS

Frank-Walter Steinmeier
Wladimir Putin
Diplomatie
Sanktionen
EU
Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Cem Özdemir
Minsk
Russland
Russland
Militär
Barack Obama
Ukraine
München
Israel
Flüchtlinge
Russland

ARTIKEL ZUM THEMA

Militärische Hilfe für Ukraine: Grüne streiten um Waffenlieferungen

Beim Thema Ukraine sind sich die Grünen weiter uneinig: Parteichef Cem Özdemir lehnt die Lieferung von Waffen strikt ab, Marieluise Beck will sie nicht ausschließen.

Krieg in der Ukraine: Kiew startet militärische Offensive

Kurz vor Beginn des Krisengipfels in Minsk beginnt die ukrainische Regierung mit dem Vormarsch auf die Hafenstadt Mariupol.

Kommentar Merkel in Washington: Vorbei an amerikanischen Realitäten

Merkel und Obama bemühen die transatlantische Einheit. Doch im Zweifel sind innenpolitische Interessen der USA stärker.

Merkel in den USA: Plädoyer gegen die Falken

Die Bundeskanzlerin hält auch in Washington an ihrer Position fest – keine Waffen in die Ukraine. US-Präsident Barack Obama bemüht positive Signale.

Militärexperte über den Ukrainekonflikt: „Im Kalten Krieg gab es das nicht“

Wie sehen die Fronten in der Ukraine aus? Der russische Militärexperte Alexander Golz über den Zustand beider Streitkräfte und mögliche US-Waffenlieferungen an Kiew.

Angela Merkel in Washington: Mit schwerem Koffer in die USA

Kurz vor einem Krisengipfel in Minsk berät Bundeskanzlerin Merkel mit Obama Friedenslösungen für die Ukraine. Im Gepäck: die Debatte über Waffenlieferungen an Kiew.

Kommentar Krieg in der Ukraine: Geduld statt Waffen

In den USA wird der Ruf nach Aufrüstung der ukrainischen Streitkräfte immer lauter. Angela Merkel aber setzt weiter auf Diplomatie – wie richtig.

Kommentar Sicherheitskonferenz: Der Zerfall der Unordnung

Konfrontativ und kompromisslos haben sich die Redner auf der Münchner Sicherheitskonferenz gezeigt. Die zentralen Fragen bleiben offen.

Münchner Sicherheitskonferenz: Bomben, Krisen, Terror und ein Eklat

Die Sicherheitskonferenz ist auch ein Ort ungewöhnlicher Begegnungen. Der türkische Minister kam nicht. Er wollte keinen Israeli sehen.

Krieg in der Ukraine: Leichen auf den Straßen

Rund eine Million Menschen sind vor den Gefechten im Osten der Ukraine geflohen. Dagebliebene berichten aus den Städten des Kriegsgebiets.

Konflikt in der Ukraine: Behörden vermuten 50.000 Tote

In der Ukraine sollen zehn Mal so viele Menschen getötet worden sein wie bisher angenommen. Merkel und Hollande setzen Diplomatie-Offensive am Sonntag fort.