taz.de -- Vor dem Eurogruppen-Treffen: Geld unter der Matratze
Besorgte Griechen räumen ihre Konten und polstern ihre Betten mit dem Geld. Doch Finanzminister Varoufakis gibt sich gelassen.
BERLIN taz/dpa | Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras erwartet mühsame Verhandlungen mit der Eurozone. Der linke Politiker sagte am Sonntag: „Es ist noch zu früh, um über eine Einigung zu sprechen.“
Am heutigen Montag treffen sich die Euro-Finanzminister in Brüssel, um erneut über die griechischen Schulden zu beraten. Tsipras gab sich selbstbewusst: Die EU-Partner hätten nach der Wahl „ein anderes Griechenland angetroffen, das weiß, was es will, und das seine Rechte beanspruchen kann“.
Die Euro-Finanzminister waren zuletzt am Mittwoch zusammengekommen. Eine Einigung mit Griechenland platzte im letzten Moment, weil Tsipras nicht unterschreiben wollte, dass das „bisherige Programm verlängert“ wird. Dies schien ihm zu suggerieren, dass die verhasste Troika wieder nach Athen reisen soll und es nicht zum gewünschten Schuldenschnitt kommt.
Zumindest die Troika ist aber wieder involviert, heißt aber jetzt „die Institutionen“: Experten der EU-Kommission, der EZB und des Internationalen Währungsfonds überprüfen Zahlen des griechischen Finanzministeriums, um die erneuten Verhandlungen vorzubereiten.
Sollten die Gespräche am Montag erneut scheitern, könnte es ein weiteres Treffen der Euro-Finanzminister am Freitag geben, wie die griechische Zeitung Kathimerini meldet.
Die Zeit drängt, weil das bisherige Hilfsprogramm für Griechenland Ende Februar ausläuft und der Staatsbankrott droht. Zudem müsste ein neues Hilfspaket zuvor von verschiedenen Parlamenten in der Eurozone abgesegnet werden, unter anderem vom deutschen Bundestag.
Der griechische Finanzminister Janis Varoufakis gab sich optimistisch, dass es zu einer Einigung kommen kann – wenn auch vielleicht erst „fünf Minuten nach zwölf“.
In anderen Krisenländern stößt die griechische Position nicht auf Verständnis. Spaniens Finanzminister hat sich gegen einen Schuldenerlass ausgesprochen. „Es gibt eine rote Linie“, sagte Luis de Guindos. „Logischerweise will Spanien, dass dieser Kredit zurückgezahlt wird.“
Spanien sagt no
Spanien hat Griechenland mit 26 Milliarden Euro geholfen. Diese Summe entspricht der jährlichen Arbeitslosenhilfe in Spanien, das wie Griechenland an einer hohen Arbeitslosenquote, von 23 Prozent, leidet. Schon jetzt sind die griechischen Kredite für Spanien ein Verlustgeschäft, wie der Minister erklärte: Man habe sich das Geld zu einem höheren Zinssatz leihen müssen, als ihn Griechenland heute zahle.
Derweil ziehen immer mehr Griechen Geld von ihren Konten ab, weil sie fürchten, Griechenland könnte den Euro verlassen. Wie Kathimerini berichtet, haben Sparer seit November 2014 schon rund 20 Milliarden Euro abgehoben. Etwa 10 Milliarden Euro seien in „Truhen, Safes oder unter Matratzen“ versteckt, heißt es. Weitere 6 Milliarden Euro seien in ausländische Wertpapiere investiert worden. Und rund 4 Milliarden Euro lägen auf Konten im Ausland. Die griechischen Banken berichten, dass sie derzeit etwa 200 bis 300 Millionen Euro pro Tag verlieren.
Die USA fürchten, dass die Eurokrise die gesamte Weltwirtschaft beschädigt. US-Finanzminister Jacob Lew telefonierte am Freitag mit Tsipras. Hinterher wandte er sich mit der Forderung an alle Beteiligten, „die Rhetorik beiseitezulassen“ und „einen pragmatischen Weg nach vorne zu finden“.
15 Feb 2015
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