taz.de -- Krieg in der Ukraine: Zwei Tote bei Anschlag in Charkow

Ein Bombenanschlag soll die Ursache für eine Explosion in Charkow sein. Ein Gedenkmarsch für den Umsturz in der Ukraine vor einem Jahr wurde getroffen.
Bild: Sicherheitskräfte am Ort der Explosion in Charkow.

CHARKOW ap | Ein mutmaßlicher Bombenanschlag hat in Charkow im Nordosten der Ukraine einen Marsch zum Gedenken an den politischen Umsturz überschattet und zwei Menschen das Leben gekostet. Weitere zwölf Menschen wurden bei der Detonation am Sonntag verletzt, wie die Behörden mitteilten.

Das ukrainische Innenministerium sprach von einem „Terrorakt“, ohne Details zu nennen. In der umkämpften Ostukraine verständigten sich die prorussischen Rebellen und das ukrainische Militär auf den Abzug der schweren Waffen. Unklar blieb jedoch, wann dieser beginnen soll.

Unter den beiden Toten in Charkow, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, war den Angaben zufolge auch ein Polizist. Weitere Einzelheiten zu der Explosion und mutmaßlichen Attentätern gab es zunächst nicht. Ukrainische Medien berichten jedoch bereits von der Verhaftung von vier Verdächtigen.

Auch in Kiew gedachten Tausende am Sonntag in einem Marsch des Sturzes der moskaufreundlichen Regierung von Viktor Janukowitsch vor einem Jahr und der mehr als 100 während der Proteste getöteten Menschen. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko führte den Zug an, begleitet von Vertretern der Europäischen Union und seinen Amtskollegen aus Polen, Litauen und Georgien.

Charkow liegt abseits der Kampfgebiete in der Ostukraine, wo sich seit April prorussische Rebellen und ukrainisches Militär gegenüberstehen und bisher mehr als 5.600 Menschen bei den Kämpfen starben. Die Großstadt spielte in den dramatischen Tagen des Umsturzes vor einem Jahr eine Rolle. Dort war Janukowitsch nach seinem Sturz vom 22. Februar 2014 zuletzt gesehen worden, bevor er sich nach Russland absetzte.

Der teils stark industrialisierte Osten der Ukraine war lange eine Bastion von Janukowitsch gewesen. In Charkow selbst besetzten Anhänger nach seinem Sturz einige Gebäude, doch anders als in den heutigen Rebellenhochburgen Donezk und Lugansk beruhigte sich die Lage, und die Stadt blieb unter Kontrolle der neuen Regierung.

22 Feb 2015

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