taz.de -- Netanjahu zu Irans Atompolitik: „Auch jetzt ein bitterer Fehler“

Netanjahu warnt vor der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran. Die Westmächte würden einen ähnlichen Fehler machen wie gegenüber Nazi-Deutschland.
Bild: Israel Premierminister Benjamin Netanjahu wirft der Staatengemeinschaft historische Ignoranz vor.

JERUSALEM dpa | Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat der Staatengemeinschaft vorgeworfen, ihre Augen vor der aggressiven Politik des Irans zu verschließen wie einst gegenüber Nazi-Deutschland.

„Die Westmächte haben einen fatalen Fehler vor dem Zweiten Weltkrieg gemacht, und wir sind überzeugt, dass sie auch jetzt einen bitteren Fehler machen“, sagte Netanjahu am Mittwochabend in einer Fernsehansprache zum Tag des Gedenkens an den Holocaust an diesem Donnerstag in Israel.

Damals habe die freie Welt versucht, das NS-Regime zu beschwichtigen und seinen guten Willen zu kaufen. Warnungen seien ignoriert worden. Und auch heute sei die Blindheit groß. Dabei finde die Aggression des Irans und dessen Unterstützung radikaler islamistischer Gruppen etwa im Jemen, in Syrien oder Gaza vor aller Augen statt, sagte Netanjahu.

Mit Blick auf die Atomverhandlungen warnte Netanjahu vor einer Aufhebung der Sanktionen. Irans nukleare Infrastruktur könnte nach den Vorgaben von Lausanne bestehenbleiben und gar ausgeweitet werden.

Der Iran und die UN-Vetomächte sowie Deutschland hatten sich in Lausanne in einem Rahmenabkommen auf Begrenzungen sowie Überwachungsmechanismen des Atomprogramms geeinigt. Im Gegenzug sollen Sanktionen aufgehoben werden. Der Westen will sicherstellen, dass der Iran nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangt. Israel ist ein entschiedener Gegner des Abkommens.

16 Apr 2015

TAGS

Nazivergleich
Atomwaffen
Israel
Schwerpunkt Iran
Atomabkommen mit Iran
Knesset
Israel
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Atomkraft
Atom
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Iran

ARTIKEL ZUM THEMA

Atomverhandlungen mit dem Iran: Die Uhr tickt immer lauter

Die Gespräche über eine Lösung des Atomstreits stocken. Teheran verweigert uneingeschränkte Kontrollen von Militäranlagen.

Regierung in Israel vereidigt: Verspätungen und Tumulte

Kurz vor Ablauf der Frist gelingt Benjamin Netanjahu die Regierungsbildung. Die Vereidigung vor der Knesset wurde jedoch von Störungen begleitet.

Koalitionspoker in Israel: Knappe Mehrheit für Netanjahu

Nur noch wenige Stunden läuft die Frist für die Regierungsbildung in Israel. Die neue Koalition ist konservativ, nationalistisch und religiös.

Konflikt zwischen Israel und Syrien: Luftangriff auf Golanhöhen

Israel hat einen mutmaßlichen Terrorangriff an der syrischen Grenze abgewehrt. Ministerpräsident Netanjahu lobte den Einsatz. Es ist von vier Toten die Rede.

Verhandlungen über Atomanlagen: Ein Stückchen Iran in Tennessee

Washington hat genaue Vorstellungen, wie Iran vom Bau von Nuklearwaffen abgehalten werden soll. Die Regierung stützt sich wohl auf einen geheimen Nachbau.

Israel stellt Bedingungen für Atom-Deal: Bedrohung durch Iran bleibt

Israel fordert von Iran die Anerkennung seines Existenzrechts. Obama will das mögliche Atom-Abkommen aber nicht mit dieser Forderung riskieren.

Vereinbarung mit Iran: Obama verteidigt Atomdeal

Israels Premier Netanjahu wirft Teheran vor, Israel „vernichten“ zu wollen und hält das Papier mit dem Iran für „schlecht“. Der US-Präsident widerspricht.

Nach dem Iran-Abkommen von Lausanne: Jubel und Skepsis

Feiern in Teheran, mahnende Worte aus Israel: Die Grundsatzeinigung im Atomstreit mit dem Iran könnte ein Durchbruch sein. Noch sind aber viele Fragen offen.

Atomverhandlungen mit dem Iran: Israel soll mitgehört haben

Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, sollten geheime Informationen für eine Kampagne gegen das Abkommen helfen. Benjamin Netanjahus Büro dementiert vehement.