taz.de -- ARD-Doku über V-Leute: Nazis in geheimer Mission

„V-Mann-Land“ holt vier Ex-V-Leute vor die Kamera – und lässt sie erzählen, wie Beate Zschäpe ihre Blumen goss, während sie die Welt bereisten.
Bild: NPD-Aufmarsch in Greifswald: Diese Frisuren hat vielleicht der Staat bezahlt

Das Problem ist bekannt, nicht erst seit das Bundesverfassungsgericht im März 2003 das erste NPD-Verbotsverfahren nicht weiterführen wollte – wegen „fehlender Staatsferne“ der Partei, die der Staat verboten wissen wollte. [1][V-Leute selbst in der Führungsebene der NPD]. Bereits in den 1960er Jahren hatte der V-Mann Peter Urbach die Studentenbewegung mit Bomben und Waffen des Verfassungsschutzes versorgt.

Hans-Christian Ströbele gründete damals zusammen mit dem späteren NPD-Mitglied Horst Mahler das Sozialistische Anwaltskollektiv zur Verteidigung der linken Aktivisten. Inzwischen ist er das dienstälteste Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums auch für den Verfassungsschutz. Er benennt das „Grundproblem“: „Rauszubekommen, was sind Sachen, die quasi staatlich organisiert sind, über die V-Leute in den Vorständen? Und was sind Sachen, die aus der NPD selber kommen?“

Clemens und Katja Riha interessieren sich in ihrer Dokumentation „V-Mann-Land“ nicht für den durchaus spannenden juristischen Diskurs. Spannend anzugucken ist ihr Film aber trotzdem, weil er Innenansichten aus einem gut vernetzten Mikrokosmos, der „rechten Szene“, bietet. Und weil er den abstrakten Begriff von der „fehlenden Staatsferne“ runterbricht auf konkrete Personen. Die Autoren haben vier ehemalige V-Leute vor die Kamera geholt.

Wolfgang Frenz wird als „Deutschlands vermutlich dienstältester V-Mann“ vorgestellt. Er meint, dass „ohne diese Gelder vom Verfassungsschutz“ bereits die Gründung der NPD nie hätte stattfinden können. Über die Jahre will er selbst, inklusive Spesen, rund 1,6 Millionen Euro erhalten haben. Und ist damit „rundrum um die ganze Welt gekommen.“ Hat „überall Großwild geschossen“.

Innenansichten: Während die Jagdtrophäen an Frenz' Wand keinen freien Fleck lassen, präsentiert sich NPD-Bundesvorstand Thorsten Heise lieber vor einer Ritterrüstung.

Mikrokosmos: Der NPD-Weltenbummler Frenz amüsiert sich darüber, „wie klein die Welt ist!“ Seine rechte Welt. Zwar sei er Beate Zschäpe vom NSU nie begegnet, wohl habe sie aber einmal, während einer seiner Reisen auf Staatskosten, bei ihm die Blumen gegossen. Ein anderer der vier V-Männer ist einmal gefragt worden, ob er das untergetauchte NSU-Trio verstecken könne. Er habe das sofort weitergegeben. Verhaften statt Verstecken war für den Verfassungsschutz offenbar keine Option.

20 Apr 2015

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Jens Müller

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