taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Impro aus der Zentrifuge
Das Duo Xenofox liefert mit dem Album „The Garden Was Empty“ einen hypnotischen und basslastigen Mix aus Hi-Hat-Expressionismus und entgrenztem Rock.
Schwer zu glauben, dass es sich bei Xenofox um ein Duo handelt. In der Albumeröffnung „Kette rechts“ müssen es unzählige Objekte sein, mit denen die Trommeln bespielt werden, während es tatsächlich eine Grundfigur gibt. Die Gitarre gipfelt in einem metallischen Scharren, vorher werden Folkblues-Motive angerissen und Punkt für Punkt Akzente und Leerräume gesetzt, fast wie von einem vorsichtigen Maler, der sich seiner Kraft bewusst ist und von der Leinwand zurücktritt. Olaf Rupp, Gitarrist von Xenofox, bezeichnet seine Musik als „Klangpointillismus“. Drummer und Perkussionist Rudi Fischerlehner arbeitet auch für Film und Performances.
Die fünf Stücke des vierten Albums von Xenofox tragen Titel wie „Exophonetik“, „Alien Entertainers“ und „Phantom Mirror“. In einer knappen Stunde kann in ihnen Hi-Hat-Expressionismus, entgrenzter Rock und Unplugged Dub gehört werden.
An einer Stelle lässt Rupp seine Gitarre wie die Endlosrille einer Schallplatte klingen. Im Titelstück des Albums gibt es hypnotische Resonanzfellarbeit und eine Basstrommel, die das Fenster für die Gartenvögel aufstößt.
Entstanden ist „The Garden Was Empty“, Genre Jazz, Stil Freie Improvisation, in der Zentrifuge, einem Hinterhofstudio im Wedding. Seinen Betreiber Ti To hat die Gentrifizierung nach der Jahrtausendwende aus Kreuzberg in das ehemalige Kino getrieben. Ti To liebt es schräg und hat bereits 2013 ein Album mit Olaf Rupp und [1][Rudi Fischerlehner] aufgenommen: Bei „Tam“ ist noch der Posaunist Matthias Müller dabei. Diese Musik bringt Menschen zusammen.
28 Jan 2023
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