taz.de -- Rüstungslieferungen trotz UN-Embargo: Geheime Waffen aus Iran

Immer wieder haben die USA Rüstungslieferungen an die Huthis im Jemen abgefangen. Laut UN-Sicherheitsrat stammten sie offenbar aus Iran.
Bild: Eine illegale Waffenlieferung an Bord eines staatenlosen Fischereifahrzeugs

Berlin taz | Im Dezember 2021 [1][stoppte die US-Navy vor den Küsten Omans und Pakistans einen staatenlosen Frachter]. An Bord: 1.400 Kalaschnikows und 226.600 Ladungen Munition. Das Schiff wurde versenkt, die Ladung beschlagnahmt, die jemenitische Crew in ihre Heimat überstellt.

Es war nicht der erste Vorfall dieser Art. Etwa sieben Monate zuvor war ein Holzboot im Arabischen Meer gestoppt worden. An Bord: tausende Gewehre, produziert in China und Iran. Im Februar 2021 wurden – ebenfalls von der US-Navy – jemenitische Schmuggler beim Umladen von über 3.500 Sturmgewehren erwischt.

Alle Lieferungen stammten mit hoher Wahrscheinlichkeit aus demselben Hafen: Jask in Iran. Dies [2][berichtete] am Sonntag das Wall Street Journal unter Berufung auf einen unveröffentlichten Bericht des UN-Sicherheitsrats. Jask ist in den vergangenen Jahren offenbar von einem eher provinziellen Hafen zu einem wichtigen Umschlagszentrum geworden.

Offiziell ist das Liefern von Waffen an die jemenitischen Huthis untersagt, die 2014 weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht und die Regierung aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben haben. Die UN haben 2015 ein Waffenembargo verhängt.

Doch Iran steht schon lange im Verdacht, sich darüber hinwegzusetzen. Das [3][Conflict Armament Research Center] wies bereits 2018 nach, dass die Huthis Sprengsätze mit iranischen Bauteilen verwenden. Sowohl Iran als auch die Huthis sind Teil der schiitischen Achse und haben gemeinsame Feinde: Saudi-Arabien, die USA und Israel.

Huthis widersprechen

Die Art der sichergestellten Waffen weist laut UN-Sicherheitsrat darauf hin, dass sie aus derselben Quelle stammen, wahrscheinlich aus den Beständen einer Regierung, berichtet das Wall Street Journal weiter. Der Report bestätigt außerdem, dass im Juni 2021 beschlagnahmte Wärmesichtgeräte in iranisch-chinesischer Partnerschaft hergestellt wurden.

Man könne zwar nicht sicher sagen, für wen die Waffen bestimmt gewesen seien, so der Bericht. Doch die Gegend, in der die Schiffe eines nach dem anderen erwischt wurden, spreche dafür, dass sie an die Huthis geliefert werden sollten. Der Bericht basiert auf der Auswertung von Navigationsdaten sowie auf Interviews mit Besatzungsmitgliedern der festgesetzten Schiffe.

Iran und die Huthis widersprachen dieser Darstellung. Nasr al-Din Amir, stellvertretender Sprecher des von den Huthis kontrollierten jemenitischen Informationsministeriums, sagte dem Wall Street Journal: Häfen und Flughäfen seien geschlossen. Wie also hätten die angeblichen Waffenlieferungen die Gruppe erreichen sollen?

Auch die iranische Regierung gibt sich unwissend: „Iran hat keine Waffen, Munition oder damit zusammenhängende Ausrüstung an den Jemen verkauft, exportiert oder transferiert und damit gegen die Resolutionen des Sicherheitsrates verstoßen“, schrieb die iranische UN-Delegation dem Wall Street Journal.

10 Jan 2022

LINKS

[1] /USA-fangen-Waffenlieferung-fuer-Jemen-ab/!5824215
[2] https://www.wsj.com/articles/iran-navy-port-emerges-as-key-to-alleged-weapons-smuggling-to-yemen-u-n-report-says-11641651941?mod=hp_lead_pos4
[3] https://www.conflictarm.com/publications/

AUTOREN

Lisa Schneider

TAGS

Schwerpunkt Iran
Jemen
Huthi-Rebellen
Waffenembargo
UN-Sicherheitsrat
GNS
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Saudi-Arabien
Jemen
Jemen Bürgerkrieg
Jemen Bürgerkrieg
Jemen Bürgerkrieg

ARTIKEL ZUM THEMA

Siebter Jahrestag des Jemenkriegs: „Wir sind auch Menschen“

Im Jemen herrscht seit sieben Jahren Krieg. In dem Konflikt gibt es viele Parteien, noch viel mehr Opfer und wenig internationale Aufmerksamkeit.

Iranisches Atomprogramm: USA will Sanktionen abbauen

Washington macht einen Schritt auf Teheran zu. Das von Trump gekündigte Atomabkommen mit dem Iran könnte erneuert werden.

Konflikt im Jemen: Koalition bombardiert Sanaa

Nach Angriffen der jemenitischen Huthis auf Abu Dhabi hat die Anti-Huthi-Militärkoalition zurückgeschlagen. Bei dem Luftschlag starben 14 Menschen.

Jemenitische Huthi-Miliz: Drohnenangriffe auf Abu Dhabi

Die jemenitischen Huthis reklamieren mehrere Attacken auf Ziele in den Emiraten für sich. Dort gingen am Montag drei Tanklaster in Flammen auf.

USA fangen Waffenlieferung für Jemen ab: Sturmgewehre für die Huthi

Die US-Marine bringt im Arabischen Meer einen Fischfrachter mit tausenden Waffen auf. Sie sollen aus Iran kommen und für Jemen bestimmt sein.

UN-Lebensmittellieferungen für Jemen: Hilfen müssen reduziert werden

Acht Millionen Menschen im Jemen werden ab Januar nur noch verringerte Lebensmittelpakete erhalten. Dem Welternährungsprogramm fehlen 813 Millionen Dollar.

Krieg im Jemen: Vom Zufluchtsort zur Riesenstadt

Im Jemen sind Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht. Vor allem die Stadt Marib ist derzeit umkämpft.