taz.de -- Über 100 Tote bei Einsatz in Syrien: USA greifen Assad-Truppen an
Der Militäreinsatz der USA in Syrien richtet sich gegen den IS. Nun wurden trotzdem Assad-Truppen angegriffen – angeblich zur „Selbstverteidigung“.
Washington dpa | Bei einem Angriff der US-Armee in Syrien sollen einem Bericht zufolge mehr als 100 regierungstreue Kämpfer getötet worden sein. Die US-geführte Anti-IS-Koalition und ihre Verbündeten hätten im Osten des Landes aus der Luft und mit Artillerie angegriffen, [1][zitierte der Sender CNN am Donnerstag einen nicht näher genannten Offiziellen der US-Armee]. „Wir schätzen, dass mehr als 100 syrische Pro-Regime-Kräfte getötet wurden“, sagte er.
Aus syrischen Militärkreisen hieß es, mehr als 150 regierungstreue Kämpfer seien getötet oder verletzt worden. Unter den Opfern seien auch afghanische Kämpfer.
Die Anti-IS-Koalition erklärte, regierungstreue Kräfte hätten am Mittwoch im Euphrat-Tal ein Hauptquartier der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) angegriffen. Dort hätten sich auch Soldaten des Anti-IS-Bündnisses aufgehalten. Der Angriff auf die Anhänger von Syriens Präsident Baschar al-Assad war demnach eine Verteidigungsmaßnahme nach einem „unprovozierten Angriff“.
Die Pro-Regime-Kräfte hätten dabei Panzer und Artillerie eingesetzt, zitierte CNN den Vertreter des US-Militärs weiter. Vermutlich hätten sie Ölfelder in der Region einnehmen wollen.
Die USA vertreten in Syrien die Linie, sich aus dem Bürgerkrieg herauszuhalten und nur gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu kämpfen. Schon im vergangenen Jahr hatten sie aber regierungstreue Milizen angegriffen und das als Verteidigungsmaßnahme bezeichnet.
Das US-Militär arbeitet im Kampf gegen den IS eng mit den SDF zusammen. Diese werden von der Kurdenmiliz YPG angeführt.
8 Feb 2018
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Regierungstruppen setzen ihr heftiges Bombardement der Rebellenhochburg Ost-Ghouta bei Damaskus fort. Aktivisten sprechen von fast 200 Toten.
Kampfflugzeuge Assads bombadieren das östliche Ghouta-Gebiet. Die humanitäre Lage dort sei dramatisch wie nie, sagt UN-Koordinator Panos Moumtzis.
Ein Militärflugplatz und Ziele nahe Damaskus sollen von Israels Armee bombardiert worden sein. Diese reagiert damit auf die zunehmende Aktivität des Iran in Syrien.
Nach dem Angriff der USA auf regierungstreue Truppen ruft die syrische Regierung den Sicherheitsrat an. Die USA sprechen von Selbstverteidigung.
Beinahe täglich schlagen in der türkischen Grenzstadt Kilis Geschütze der YPG ein. Die Einwohner reagieren darauf mit einer Welle des Patriotismus.
Der Krieg hat in Syrien auch die Natur zerstört. Junge Leute pflanzen im Norden nun Bäume – aber die Türkei kontrolliert das Wasser.
Bei der Beurteilung der Chlorgasangriffe in Syrien ist sich die UNO uneins. Der russische UN-Botschafter wirft seiner US-Kollegin eine „Propaganda-Kampagne“ vor.