taz.de -- US-Angriff auf syrische Truppen: Damaskus spricht von „Massaker“

Nach dem Angriff der USA auf regierungstreue Truppen ruft die syrische Regierung den Sicherheitsrat an. Die USA sprechen von Selbstverteidigung.
Bild: Findet die ganze Sache verwirrend: US-Verteidigungsminister Mattis

Beirut ap/afp | Nach einem [1][US-Luftangriff auf regierungstreue Truppen] im Osten Syriens spricht die syrische Regierung von einem Massaker. Dies sei eine neue Form, „Terrorismus zu unterstützen“. In Botschaften an UN-Generalsekretär António Guterres und den Weltsicherheitsrat sprach das syrische Außenministerium am Donnerstag von einer „Aggression, die ein Kriegsverbrechen und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ darstelle.

Auch der wichtigste Verbündete von Präsident Baschar al-Assad, Russland, äußerte sich zu dem Zwischenfall: Der Luftangriff ist für das russische Verteidigungsministerium ein Beleg dafür, dass es den USA mit ihrer „illegalen Präsenz“ in Syrien nicht um die Bekämpfung des IS, sondern um den Griff nach den „wirtschaftlichen Vermögen“ Syriens gehe. Moskau hielt den Stammeskämpfern aber auch vor, ihre Offensive nicht mit dem russischen Militär in Syrien vorab koordiniert zu haben.

Die USA widersprachen den Angaben. Nach Angaben von US-Verteidigungsminister Jim Mattis hatte es sich bei dem Angriff um einen Akt der Selbstverteidigung gehandelt. „Es war Selbstverteidigung“, sagte Mattis am Donnerstag. „Wir schalten uns nicht in den syrischen Bürgerkrieg ein.“

Dem US-Militärvertreter zufolge hatten die Regierungstruppen das Hauptquartier der mit den USA verbündeten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) in der Provinz Deir Essor mit Panzern und Artillerie beschossen. Daraufhin habe die US-geführte Koalition in der Nacht zu Donnerstag zur „Selbstverteidigung“ einen Gegenangriff mit Kampfflugzeugen und Artillerie gestartet.

Mattis nannte den Vorfall „verwirrend“ und sagte, er könne sich nicht erklären, warum die regierungstreuen Truppen die SDF-Stellungen angegriffen hätten, an denen sich auch US-Spezialkräfte aufgehalten hätten.

9 Feb 2018

LINKS

[1] /Ueber-100-Tote-bei-Einsatz-in-Syrien/!5483341

TAGS

James Mattis
USA
Russland
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Lesestück Recherche und Reportage
taz.gazete

ARTIKEL ZUM THEMA

Angriffe auf eine Schutzzone in Syrien: Die Hälfte des Landes ist in Not

Kampfflugzeuge Assads bombadieren das östliche Ghouta-Gebiet. Die humanitäre Lage dort sei dramatisch wie nie, sagt UN-Koordinator Panos Moumtzis.

Israel attackiert Stellungen in Syrien: Kampfjet nach Angriffen abgestürzt

Ein Militärflugplatz und Ziele nahe Damaskus sollen von Israels Armee bombardiert worden sein. Diese reagiert damit auf die zunehmende Aktivität des Iran in Syrien.

Über 100 Tote bei Einsatz in Syrien: USA greifen Assad-Truppen an

Der Militäreinsatz der USA in Syrien richtet sich gegen den IS. Nun wurden trotzdem Assad-Truppen angegriffen – angeblich zur „Selbstverteidigung“.

Bäume pflanzen nach dem Syrienkrieg: Wasserversorgung als Druckmittel

Der Krieg hat in Syrien auch die Natur zerstört. Junge Leute pflanzen im Norden nun Bäume – aber die Türkei kontrolliert das Wasser.

Militäroffensive in Afrin: Dschihadistische Allianzen

Das türkische Militär kooperiert in der Operation „Olivenzweig“ mit der Freien Syrischen Armee. Um wen handelt es sich bei den Kämpfern?