taz.de -- Interner Bericht der Berliner Polizei: Nach Anschlag zu spät reagiert

Eine Untersuchung bescheinigt der Berliner Polizei schwere Versäumnisse in den Stunden nach dem Terroranschlag am Breitscheidplatz im Dezember.
Bild: Der Attentäter fuhr einen LKW in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz

Berlin (dpa |) Nach dem Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz Ende vergangenen Jahres hat die Polizei einer Untersuchung zufolge deutlich zu spät reagiert. Aus einem polizeiinternen Bericht gingen schwere Versäumnisse der Sicherheitskräfte in den Stunden nach der Attacke hervor, berichteten RBB und Berliner Morgenpost am Freitag übereinstimmend. Beiden liegt nach eigener Darstellung das 120 Seiten starke Dokument einer „Nachbereitungskommission“ vor.

Die bei Terroranschlägen vorgesehene Fahndung („Maßnahme 300“) sei erst nach über drei Stunden eingeleitet worden, zitieren die Medien aus dem Bericht. Bis zu diesen Zeitpunkt hätten die Beamten weder die Umgebung am Breitscheitplatz abgesucht, noch seien Straßen und Bahnstrecken als Fluchtwege kontrolliert worden.

Der Attentäter Anis Amri konnte ungehindert aus Berlin flüchten. Er hatte einen Lastwagen entführt und ihn am 19. Dezember in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gesteuert. Insgesamt starben zwölf Menschen, fast 70 wurden verletzt.

„Mit der Nachbereitungskommission wollten wir eine schonungslose Analyse der Abläufe vornehmen und Schwachstellen aufzeigen“, sagte der Sprecher des Innensenats, Martin Pallgen, am Freitag. „Wenn Fehler passiert sind, ist es richtig und wichtig, darüber zu sprechen“.

15 Sep 2017

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