taz.de -- Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele: Die Uhr tickt und tickt

Bis zum Jahr 2030 will die Weltgemeinschaft ihre Entwicklungsziele erreicht haben. Gibt es noch eine Chance, das zu schaffen?
Bild: Die aktuellen Konflikte erschweren es immer mehr Menschen, sich selbst zu ernähren: Menschen im Jemen hoffen auf ihren Teil an Hilfslieferungen

Berlin taz | Wenn es so weitergeht wie bisher, wird die Welt damit scheitern, den Hunger bis ins Jahr 2030 auszurotten. Das ist ein Ergebnis eines neuen Berichts, den die Vereinten Nationen in New York vorgestellt haben. Darin listen sie auf, wie die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele (kurz: SDG für Sustainable Development Goals) vorangeht.

Die Schlussfolgerung des Generalsekretärs António Guterres: „Die Umsetzung hat begonnen, aber die Uhr tickt.“ Die Fortschritte seien in vielen Bereichen doch sehr viel langsamer als erforderlich, um die Ziele wie geplant zu erreichen.

In New York treffen sich gerade hochrangige Regierungsvertreter bei einem politischen Forum, das überprüft und diskutiert, wie die Agenda 2030 umgesetzt wird. Diese Agenda hatten die UN 2015 beschlossen. Ihr Kernstück sind die ambitionierten SDG, die bis 2030 umgesetzt werden sollen.

Doch der aktuelle Report stimmt eher pessimistisch – etwa wenn es um Ziel 16 geht, das die Förderung von Frieden und Gerechtigkeit vorsieht. Gewalttätige bewaffnete Konflikte hätten in den vergangenen Jahren zugenommen, heißt es. Das führe zur Flucht von Millionen von Menschen sowie zu einer hohen Anzahl von Opfern in der Bevölkerung.

Bei manchen Zielen geht es rückwärts

„Das ist das wirklich Erschreckende: Es gibt in manchen Bereichen sogar Verschlechterungen“, sagt Luise Steinwachs von der Entwicklungsorganisation Brot für die Welt, die zurzeit als Mitglied der deutschen Delegation in New York ist. Sie verweist auf die Zahlen zum Hunger: In Subsahara-Afrika ist der Anteil der Hungernden in der Bevölkerung laut Report zwar seit dem Jahr 2000 prozentual gefallen. Aber ihre Anzahl ist um 16 Millionen auf 218 Millionen gestiegen. Das starke Bevölkerungswachstum in der Region macht es möglich.

„Im Moment gewinnt man den Eindruck, dass wir auf keinem guten Weg sind“, sagt Andrea Sonntag von der Deutschen Welthungerhilfe. Obgleich es in den vergangenen 16 Jahren durchaus Fortschritte gab: So ging die Anzahl unterernährter Menschen weltweit von 930 Millionen in der Zeit 2000 bis 2002 auf etwa 793 Millionen Menschen in der Periode 2014 bis 2016 zurück.

Besonders bei den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern sowie den Entwicklungsländern ohne Meereszugang ging es voran. Dennoch leidet weiterhin einer von vier Menschen in diesen Staaten darunter, sich nicht ausreichend ernähren zu können.

Das Ziel Nummer 2, das „Null-Hunger-Ziel“, könnte also auf der Kippe stehen, wenn es den Staaten nicht gelingt umzusteuern. Einige Experten gehen sogar davon aus, dass die UN-Ernährungsorganisation FAO bald bekanntgeben wird, dass die Anzahl der Hungernden nun wieder auf über 800 Millionen Menschen gestiegen ist.

19 Jul 2017

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Eva Oer

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