taz.de -- Flugverbotszone über syrischen Gebieten: Russland nicht überzeugt
Die USA schlagen vor, über Syrien eine Flugverbotszone einzurichten. Moskau wiegelt ab. Schwere Luftangriffe erschüttern Aleppo.
Moskau/Beirut dpa/rtr/epd/taz | Russlands Vizeaußenminister Sergej Rjabkow hat US-Vorschlägen von Flugverbotszonen über bestimmten Gegenden in Syrien eine Absage erteilt. „Diese Initiative ist zumindest im Moment nicht umsetzbar“, sagte Rjabkow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Zunächst müssten die USA und ihre Partner Druck ausüben „auf jene Kräfte, die denken, dass nur Krieg das Problem lösen kann“. Moskau sei derzeit nicht überzeugt, dass die Ideen von US-Außenminister John Kerry funktionieren könnten. Neben Kerry forderte auch Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier eine vorübergehende Flugverbotszone.
Russland wolle am Syrienabkommen mit den USA festhalten, betonte Rjabkow. „Wir sehen die Vereinbarung als alternativlos. Natürlich sind aber die Chancen auf die Umsetzung des Abkommens gesunken.“ Er widersprach erneut Vorwürfen, russische Kampfbomber hätten einen UN-Konvoi bei Aleppo zerstört. „Wir weisen das entschieden zurück. Die Erklärungen sind unannehmbar“, sagte der Vizeaußenminister.
Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte am Mittwoch die Entsendung des russischen Flugzeugträgers „Admiral Kusnezow“ ins östliche Mittelmeer angekündigt. „Derzeit besteht der dortige Verband aus mindestens sechs Kampfschiffen und bis zu vier Versorgungsschiffen“, teilte er mit. Anatoli Sitnow vom Verteidigungsministerium sagte, die „Admiral Kusnezow“ sei „faktisch eine zweite Luftwaffenbasis“.
Aleppo erleidete offenbar in der Nacht zum Donnerstag die schwersten Luftangriffe seit Monaten. Einen solch heftigen Beschuss habe es seit April nicht gegeben, teilten Rebellen mit. „Es gab keine Waffe, die sie nicht genutzt haben“, sagte der in der Türkei ansässige Chef des politischen Arms der Rebellengruppe Fastakim. Ein Vertreter einer weiteren Rebellengruppe sprach von allein 15 Angriffen auf zwei Gebiete der Stadt. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, dass es in den beschossenen Stadtteilen in jüngster Zeit keine Kämpfe gegeben habe. Von der syrischen Armee gab es zunächst keine Stellungnahme. Auch in Staatsmedien wurden die Luftangriffe nicht erwähnt.
[1][Zu Beginn der Woche wurden an aufeinanderfolgenden Tagen Hilfskonvois mit Versorgungsgütern aus der Luft beschossen]. Die USA machen Russland für einen der Angriffe verantwortlich. Derzeit ist unklar, ob sie von syrischen oder russischen Maschinen aus Erfolgte.
22 Sep 2016
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Russland wollte seine Flotte auf dem Weg nach Syrien im Nato-Land Spanien auftanken. Einen entsprechenden Antrag hat Moskau nun wieder zurückgezogen.
Ohne Kooperation mit der Regierung Putin ist eine Flugverbotszone nicht durchsetzbar. Die USA und Russland müssen zusammenarbeiten.
Russland und der Westen machen sich gegenseitig für die Eskalation der Gewalt in Syrien verantwortlich. Derweil wird Aleppo weiter schwer bombardiert.
Am Sonntag gehen die heftigen Bombardements auf Aleppo weiter. Der Westen appelliert an Russland, die syrischen Rebellen halten Verhandlungen für sinnlos.
Ein geordneter Machtwechsel in Syrien und das Ende des Krieges: Aus vier Gründen liegt das im Interesse Putins. Nur: Wer sagt es ihm?
Kein Wasser, keine Ärzte: Die belagerten Rebellengebiete von Aleppo sind nach dem Zusammenbruch der Waffenruhe das Ziel nicht endender Gewalt.
Assad bombardiert Aleppo, eine Waffenruhe ist nicht in Sicht. Aber: Eine erste Hilfslieferung erreicht die Menschen in Moadamiya nahe Damaskus.
Die Waffenruhe in Syrien ist dahin, jetzt nehmen die UN die Hilfslieferungen wieder auf. USA und Deutschland fordern zudem eine Flugverbotszone.
Der Vize-Kanzler macht Präsident Putin seine Aufwartung. Der Kreml verkauft das Ereignis als Zeichen einer Normalisierung der Beziehungen.
Beim Flüchtlingsgipfel in den USA erklären viele Staaten, sich mehr für Flüchtlinge zu engagieren. 360.000 Menschen wollen sie in diesem Jahr aufnehmen.
Die USA geben Russland die Schuld am Angriff auf den Hilfskonvoi. Zugleich geben sie zu, am Wochenende versehentlich syrische Stellungen angegriffen zu haben.
Die Luftangriffe der vergangenen Tage haben den Zusammenbruch der Waffenruhe besiegelt. Haben die USA und Russland die Kontrolle verloren?
Frauen spielen bei der Beirut Art Fair eine große Rolle. Die Messe ist ein Indiz für den Selbstbehauptungswillen der libanesischen Zivilgesellschaft.