taz.de -- Gedenktafel für Bowie: Feierstunde für den Berliner Helden

Kurzes Wippen zu „Heroes“ an der Schöneberger Hauptstraße 155: Am Montag wurde die Gedenktafel für David Bowie enthüllt.
Bild: Fotografisch interessant: Gedenktafel für David Bowie in Schöneberg

So richtig zur Ruhe kommen konnte die Stadt dann doch nicht an diesem Montagmorgen in der Schöneberger Hauptstraße. Und sie wollte es wohl auch nicht. Unbeirrt fuhren die Autos also die Straße hinauf und hinunter, vorbei an der Hausnummer 155, wo sich ein Pulk von etwa hundert Schaulustigen nebst einem umfänglichen Pressetross drängte – das der Hinweis darauf, dass hier gerade ein allemal historisches Ereignis seinen Auftakt nahm.

Hier sollte nämlich eine Gedenktafel enthüllt werden für den am 10. Januar dieses Jahres verstorbenen David Bowie, in Erinnerung an die Berliner Jahre des britischen Popmusikers, der von 1976 bis 1978 in der Schöneberger Hauptstraße 155 beheimatet war. Drei Jahre, in denen seine Alben „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ entstanden. Als Berliner Trilogie sind sie in die Musikgeschichte eingegangen.

Das alles wurde bei der hochoffiziellen Enthüllungszeremonie am Montag denn auch von Michael Müller referiert. Der Regierende – einigermaßen salopp gekleidet im Straßenanzug, ohne Krawatte, oberster Hemdknopf geöffnet – verwies auf „eine ganz besondere Beziehung“ zwischen Bowie und Berlin und dass die Stadt „ihn nie ganz losgelassen“ habe, was ja in einem seiner späten Songs wie „Where are we now?“ zu hören ist, in dem sich Bowie mit Stichworten wie Potsdamer Platz und KaDeWe an seine Berliner Zeit erinnerte.

Einen kleinen Lacher hatte Müller in seiner knappen Würdigung auch platziert. Dass Bowie ja nach Berlin, schon damals nicht gerade als Entzugsklinik bekannt, gekommen sei, um hier von den Drogen wegzukommen. „Darauf“, meinte Müller, „muss man erst kommen.“ Hier der Lacher. Beifall gab es, als Müller die Debatte darüber streifte, wieso der Sänger bereits so kurz nach seinem Tod mit einer Gedenktafel gewürdigt wird. Dafür ist ansonsten eine Fünfjahresfrist vorgesehen, schon, um zu prüfen, ob da wirklich etwas die Stadt Prägendes hinterlassen wurde. „Bei David Bowie“, so Michael Müller, „sind wir uns sicher.“ Allgemein zustimmendes Klatschen.

Popsong mit Mauerbezug

Schließlich hat Bowie mit „Heroes“ den wohl einzigen relevanten Popsong mit Mauerbezug hinterlassen, der nach der Müllerwürdigung denn auch von der Berliner Band Chuckamuck gespielt wurde, in der deutschen Fassung. Wenigstens hier und da wippte man im Publikum mit. Mitgesungen aber wurde, trotz Einladung der Band, dann doch nicht.

Nach knappen Redebeiträgen von Eduard Meyer – Bowies Toningenieur in Berlin verriet ein paar produktionstechnische Details für die Bowie-Fans – und Tobias Rüther – der FAZ-Journalist und Buchautor über Bowies Berlin-Zeit verwies auf die Bedeutung der auch jetzt nach Berlin Ziehenden, um hier „ihr Ding“ zu machen, so wie einst der „berühmteste Zugezogene“ Bowie „sein Ding“ machte – wurde dann die Gedenktafel enthüllt. Darauf zu lesen ist, dass Bowie in diesem Haus von 1976 bis 1978 wohnte und dass in dieser Zeit eben die „Berliner Trilogie“ entstanden ist. Auch eine Liedzeile ist vermerkt: „We can be heroes, just for one day“.

Bowies Berlinlied. Noch einmal war es zu hören an diesem Montag, aus den Boxen, gesungen von David Bowie selbst. Vor der gerade enthüllten Gedenktafel warfen sich sich die Menschen reihenweise in Pose, um sich mit ihr fotografieren zu lassen, auf dem Trottoir sah man zertretene Hundescheiße, auf der Straße rollten die BVG-Busse an der Hauptstraße 155 vorbei. Schon ein Berliner Idyll.

22 Aug 2016

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Thomas Mauch

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