taz.de -- Islamistischer Terror in Bangladesch: Professor brutal getötet
Die Gewaltwelle gegen säkulare Aktivisten setzt sich fort. Wieder wird auf offener Straße ein brutaler Mord von IS-Anhängern verübt.
Dhaka (AFP) | In Bangladesch ist ein Englisch-Professor von Anhängern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auf offener Straße getötet worden. Rezaul Karim Siddique wurde am Samstag in Rajshahi im Nordwesten des Landes auf dem Weg zum Bus von hinten attackiert, wie die Polizei mitteilte. Der IS bekannte sich zu der Tat.
Die Angreifer stachen laut Polizei mehrmals zu und schlitzten dem 58-Jährigen den Hals auf. Der Professor unterrichtete an der staatlichen Hochschule der Stadt, er war dort an vielen Kulturprogrammen beteiligt. In Bagmara, einer früheren Hochburg der verbotenen Islamistengruppe JMB, gründete er demnach außerdem eine Musikschule.
Die Täter seien noch nicht identifiziert worden, sagte der örtliche Polizeichef Mohammad Shamsuddin. Der IS veröffentlichte über seine Nachrichtenagentur Amak ein Bekennerschreiben. Zur Begründung der Tat hieß es, der Hochschullehrer habe zu „Gottlosigkeit“ aufgerufen.
Der Angriff erinnert an vorherige Attentate islamistischer Gruppen. Siddique ist nach Polizeiangaben der vierte Professor der Hochschule von Rajshahi, der einer Gewalttat zum Opfer fiel.
Spontane Trauerkundgebung
Die Bevölkerung im offiziell säkularen Bangladesch ist mehrheitlich muslimisch. Mutmaßliche Islamisten hatten in den vergangenen Jahren mehrere säkulare Blogger und Aktivisten getötet. Erst Anfang April wurde ein Student, der sich gegen islamischen Fundamentalismus eingesetzt hatte, durch Machetenhiebe und einen Schuss getötet. Die Polizei machte eine Islamistengruppe dafür verantwortlich.
Der mit Siddique befreundete Englisch-Dozent Sakhawat Hossain erklärte, der Professor habe sich nie öffentlich kritisch über den Islam geäußert. Etwa 500 Studenten der Universität in Rajshahi kamen am Samstag auf dem Campus zu einer spontanen Kundgebung zusammen. Sie forderten einen besseren Schutz der Hochschulmitarbeiter und verlangten eine strenge Bestrafung der Täter.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, die Tötung des Professors sei Teil eines „grausamen Schemas“. Die Organisation forderte die Behörden in Bangladesch auf, mehr gegen die Gewalt im Land zu tun. Für ähnliche Angriffe im Laufe des vergangenen Jahres sei bislang „nicht ein einziger“ Verdächtiger zur Rechenschaft gezogen worden, kritisierte Amnesty.
23 Apr 2016
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Über Stunden hielten Islamisten in Dhaka zahlreiche Menschen gefangen, bis die Armee die Geiselnahme beendete. 20 Geiseln sind tot, darunter vor allem Ausländer.
Im Rahmen einer Aktion gegen islamistisch motivierte Angriffe nimmt die Polizei 12.000 Menschen fest. NGOs und die Opposition kritisieren den Einsatz.
Shammi Haque setzte sich in Bangladesch für Frauenrechte und Säkularismus ein. Nach mehreren Morddrohungen ist sie nun geflohen.
Khurram Zaki war am Samstagabend auf offener Straße erschossen worden. Der Menschenrechtler war für Kritik an religiösen Extremisten bekannt.
In Bangladesch werden Zivilisten ermordet. So sollen Menschen, die einen liberalen Islam pflegen, in Richtung Islamismus gezwungen werden.
Die Mordserie mutmaßlicher Islamisten gegen liberale und säkulare Kräfte geht weiter. Die Regierung spricht von Einzelfällen.
Die Polizei vermutet radikale Islamisten hinter dem Überfall auf einen säkularen Blogger. Noch gibt es kein Bekennerschreiben.
Mit Messern und Beilen wurde ein religionskritischer Verleger in Dhaka ermordet. Drei Kollegen sind nach dem brutalen Angriff schwer verletzt.
Demonstranten fordern die Todesstrafe für die Lynchmörder eines 13-Jährigen. Diese filmten sich bei ihrer Tat und stellten sie auf Facebook.
Der islamkritische Autor Avijit Roy wurde in Dhaka brutal mit Macheten getötet. Ein potentiell fundamentalistischer Blogger wurde nun festgenommen.