taz.de -- Angriffe auf Journalisten bei Pegida: Mit der Faust ins Gesicht
Die fremdenfeindlichen Bewegungen Pegida in Dresden und Legida in Leipzig erhalten wieder Zulauf. Es kommt auch zu Übergriffen auf Journalisten.
DRESDEN dpa/epd | Bei einer Kundgebung der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung sind am Montagabend in Dresden nach übereinstimmenden Medienberichten Journalisten angegriffen worden. Wie die Dresdner Neuesten Nachrichten und der MDR berichteten, erhielt ein Reporter einen Faustschlag ins Gesicht, ein weiterer sei von einem Pegida-Anhänger getreten worden.
Die Täter seien anschließend in der johlenden Menge verschwunden. Beide Journalisten wollten Anzeige erstatten, hieß es. Die Polizei nahm nach Angaben eines Behördensprechers Ermittlungen auf.
Das Bündnis verzeichnete kurz vor dem ersten Jahrestag seiner Gründung Mitte Oktober am Montagabend erneut Zulauf. Nach Schätzungen der Gruppe Durchgezählt im Anschluss an den Demonstrationszug durch die Dresdner Altstadt lag die Teilnehmerzahl zwischen 7.000 und 8.500. Medien waren bei der Auftaktkundgebung zunächst von etwa 10.000 Pegida-Anhängern auf dem Theaterplatz vor der Semperoper ausgegangen. Polizei und Stadt geben schon seit Monaten keine Zahlen mehr bekannt.
Zu den Angriffen auf die Journalisten kam es den Berichten zufolge während des Demonstrationszuges in Höhe des Sächsischen Landtags. Bei der Kundgebung hatten Pegida-Chef Lutz Bachmann und der Schweizer Rechtspopulist Ignaz Bearth Stimmung gegen Journalisten der sogenannten „Lügenpresse“ sowie gegen Ausländer und Politiker gemacht. Gegendemonstranten waren nicht zu sehen.
In Leipzig folgten am Montagabend etwa 700 Menschen einem Kundgebungsaufruf des Anti-Islam-Bündnisses Legida. Das waren mehr als bei der letzten Demonstration. Ein Statistik-Dozent der Universität Leipzig, der Legida-Veranstaltungen beobachtet, vermerkte etwa 700 Demonstranten. Zu Gegenkundgebungen fanden sich ebenfalls mehrere Hundert Menschen vorwiegend aus dem linken Lager ein. Zwischenfälle wurden dort nicht gemeldet.
Drohung gegen Aktivisten
Am Wochenende war ein Vertreter des Netzwerkes „Dresden für Alle“ massiv bedroht worden. Unbekannte hätten den Sprecher Eric Hattke angerufen und ihn und seine Familie in Angst versetzt, wie das Netzwerk am Montag mitteilte. Hattke solle aufhören, sich für Ausländer einzusetzen, sonst würde er nächste Woche „platt gemacht“. Das Netzwerk engagiert sich unter anderem bei Demonstrationen gegen Rechtsextremisten und Pegida. Die Dresdner Polizeidirektion bestätigte eine entsprechende Strafanzeige.
Hattke sei wiederholt beschimpft worden, teilte das Netzwerk weiter mit. Außerdem seien Aussagen wir „Wir schießen durch Fenster“ und „Wir haben hier Kameraden“ gefallen.
In Sachsen sind in den vergangenen Monaten immer wieder Menschen bedroht worden, die sich für Flüchtlinge und gegen Rechtsextremismus einsetzen. Darunter waren auch zahlreiche Kommunalpolitiker, etwa Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD).
Am vergangenen Wochenende wurde zudem das Bürgerbüro von Sachsens stellvertretendem Ministerpräsidenten Martin Dulig (SPD) attackiert, mehrere Scheiben wurden durch Pflastersteine zertrümmert.
29 Sep 2015
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Seit Monaten beschimpfen und attackieren Demonstranten Medienvertreter. Das interessiert inzwischen auch die Politik.
In Leipzig-Connewitz zeigten Hooligans, wohin der Ungeist von Pegida und Legida führt. 250 Randalierer verwüsteten den Stadtteil.
„Tagesspiegel“-Autor Helmut Schümann wird beschimpft und geschlagen. Die körperlichen Folgen sind „halb so wild“, sagt er. Doch der Schock bleibt.
Beim Thema Einwanderung ist die deutsche Gesellschaft tief gespalten, sagt die Forscherin Naika Foroutan. Doch das helle Deutschland überwiege.
Lutz Bachmann bezeichnete Ausländer auf Facebook als „Viehzeug“. Nun hat die Dresdener Staatsanwaltschaft Anklage wegen Volksverhetzung erhoben.
Die CSU bedient Ressentiments, die AfD pflegt Vaterlandsliebe, die NPD hetzt gegen Flüchtlinge. Deutschland 2015.
„Deutschlands gefährlichste Straßen“ in der „Hörzu“, „Beef“ hilft dem ausgebluteten Spanien und Diekmann ist Diekmann.
Die asyl- und islamfeindliche Bewegung verzeichnet seit Wochen wieder steigende Teilnehmerzahlen. 7.500 Menschen demonstrierten am Montag in Dresden.
Polen will keine Flüchtlinge. Die Hartherzigkeit des katholischen Landes hat auch mit der Homogenität der Bevölkerung nach 1945 zu tun.