taz.de -- Hate Speech in sozialen Netzwerken: Maas will mit Facebook reden

Der Justizminister hat das Unternehmen aufgefordert, stärker gegen rechtsextreme und rassistische Inhalte vorzugehen. Ihn hätten viele Beschwerden erreicht.
Bild: Gegen Hetze in sozialen Netzwerken: Bundesjustizminister Heiko Maas.

Berlin dpa | Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hat das Online-Netwerk Facebook aufgefordert, die Verbreitung von Hassbotschaften durch Nutzer zu stoppen. In einem Schreiben an die Europa- und die Deutschland-Zentrale lädt er Unternehmensvertreter zu einem Gespräch ein. Das Schreiben vom 26. August, [1][über das zuerst der Tagesspiegel berichtet hatte], liegt dpa vor. Bei dem für den 14. September vorgeschlagenen Termin solle es darum gehen, „die Effektivität und Transparenz ihrer Gemeinschaftsstandards zu verbessern“.

Maas schreibt, im Zusammenhang mit den fremdenfeindlichen Angriffen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte hätten sein Ministerium zahlreiche Beschwerden von Bürgern über rassistische Hetze im Internet erreicht. „Insbesondere beklagen Facebook-Nutzer, dass Ihr Unternehmen trotz entsprechender konkreter Hinweise rassistische und fremdenfeindliche ‚Posts‘ und Kommentare nicht effektiv unterbinde.“

Würden solche Inhalte gemeldet, erhalte der Nutzer häufig lediglich die Rückmeldung, der Beitrag sei zwar geprüft worden, verstoße aber nicht gegen die von Facebook aufgestellten Gemeinschaftsstandards. Eine weitergehende Begründung, die Anhaltspunkte für eine fundierte Prüfung oder Abwägung liefern könnte, „wird nach den mir vorliegenden Informationen offenbar selbst in evidenten Fällen nicht gegeben“, kritisierte der Minister. Facebook sei aber gesetzlich verpflichtet, rechtswidrige Inhalte – etwa mit volksverhetzendem Charakter – unverzüglich nach Bekanntwerden zu löschen.

In Online-Netzwerken wie Facebook oder Twitter werden zum Teil offen rassistische Hetze und rechtsradikales Gedankengut verbreitet. Für einige Äußerungen sind zuletzt bereits Nutzer in Berlin und Bayern wegen Volksverhetzung zu hohen Geldstrafen verurteilt worden.

27 Aug 2015

LINKS

[1] http://www.tagesspiegel.de/medien/brief-von-heiko-maas-an-facebook-minister-haelt-gemeinschaftsstandards-fuer-unzureichend/12238614.html

TAGS

Schwerpunkt Meta
Hate Speech
Heiko Maas
Schwerpunkt Meta
„Islamischer Staat“ (IS)
Schwerpunkt Meta
Hetze
Hate Speech
Schwerpunkt Meta
Schwerpunkt Meta
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Flüchtlinge
Rechte
Schwerpunkt Rassismus

ARTIKEL ZUM THEMA

Twitter schließt 125.000 Konten: Verdacht auf Terrorismus

Twitter hat 125.000 Konten geschlossen, die IS-Unterstützern zugeschrieben werden. Außerdem werden zahlreiche ähnliche Konten weiter beobachtet.

Abwahl eines Bürgermeisters: Der Troll ist weg

Der Bürgermeister der Gemeinde Walkenried wurde wegen seiner Facebook-Kommentare abgewählt. Er wollte Gefängnisse für Flüchtlinge bauen.

Razzia gegen Rechtsradikale in Berlin: Ausgehetzt

Die Polizei durchsucht die Wohnungen von zehn Personen: Sie sollen sich mit flüchtlingsfeindlichen Kommentaren strafbar gemacht haben.

Facebook und Hasskommentare: Die Gesellschaft soll Nazis sehen

Um aus der Hass-Krise zu kommen, setzt Facebook auf das Prinzip „Counterspeech“, die Gegenrede. Ob das klappen kann?

Facebook kündigt Maßnahmen an: Task-Force gegen den Hass

Wenn du nicht mehr weiterweißt, gründe einen ... Facebook zeigt sich gewillt, gegen Hasskommentare vorzugehen. Drei Dinge sollen künftig helfen.

Hetze gegen Flüchtlinge bei Facebook: Polizist unter Verdacht

Unter dem Namen „Luke Skyvodka“ hetzte ein Facebook-Nutzer gegen Flüchtlinge. Dahinter könnte ein Polizist stecken, bestätigt die Berliner Polizei und ermittelt.

Hate Speech in sozialen Medien: Facebook gibt Fehler zu

Nach der Einladung von Justizminister Maas zu einem Gespräch reagiert Facebook Deutschland. Fehler bei der Löschung rassistischer Inhalte seien bedauerlich.

Kommentar Merkels Auftritt in Heidenau: Der Sommer der Offenbarung

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Und muss sich endlich auch mal so verhalten. Die Auseinandersetzung mit Rassisten und Nazis gehört dazu.

Pro & Contra Asyl im Osten: Wohin mit den Heimen?

Darf man angesichts der eskalierenden Gewalt noch Asylsuchende in den Osten Deutschlands schicken? Ein Pro & Contra.

Kolumne Eben: Vermutlich rechts

Wenn Rechte nur „vermutlich Rechte“ sind, dann ist Gott nur mutmaßlicher Gott, Marx mutmaßlicher Marxist und Adorno mutmaßlicher Adornit.

Rechte Reaktionen auf Heidenau: Hetze, Hass und Vorwürfe

Die rechte Szene sucht bei den Ausschreitungen in Heidenau den Adrenalinkick. Schuld sind natürlich immer die anderen.