taz.de -- Putin und Obama am Telefon: Erstes Gespräch seit langem
Erstmals seit Februar beraten US-Präsident Obama und Kremlchef Putin über den Ukraine-Konflikt. Auch die Bedrohung durch die Terrormiliz IS war ein Thema.
Washington ap/dpa | Nach langer Funkstille haben die Präsidenten Russlands und der USA am Donnerstag miteinander telefoniert. Wladimir Putin und Barack Obama erörterten in ihrem ersten direkten Gespräch seit Februar die Lage im Ukraine-Konflikt, den Bürgerkrieg in Syrien und den internationalen Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat, wie Kreml und Weißes Haus mitteilten.
Nach US-Angaben ging die Initiative für das Telefonat von Putin aus. Wie das Weiße Haus mitteilte, forderte Obama den russischen Präsidenten auf, die russischen Verpflichtungen nach dem Minsker Abkommen zu erfüllen. Dazu gehören der Abzug von Truppen und Waffen von ukrainischem Territorium.
Der Kreml teilte mit, die Umsetzung des Abkommens von Minsk solle auf Diplomatenebene von der Staatssekretärin im US-Außenministerium Victoria Nuland und dem stellvertretenden russischen Außenminister Grigori Karassin erörtert werden.
Putin hatte vor wenigen Tagen ebenfalls telefonisch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten François Hollande über die Lage in der Ukraine gesprochen, die das Minsker Abkommen vermittelt hatten.
Putins Anruf bei Obama kam kurz nach dem Vorwurf der Nato, Moskau sei für ein mögliches Wiederaufflammen schwerer Kämpfe im Osten der Ukraine verantwortlich. Von Russland aus gelangten weiterhin Munition und andere militärische Ausrüstung ins Nachbarland, erklärte die Allianz.
Laut dem Weißen Haus und dem Kreml sprachen Obama und Putin auch das anhaltende Blutvergießen in Syrien sowie den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat an. Zudem hoben beide die Bedeutung von Einigkeit unter den fünf UN-Vetomächten und Deutschland bei den Atomgesprächen mit dem Iran hervor.
26 Jun 2015
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