taz.de -- Schweden-England 2:3: Aus der Drehung mit der Hacke

Beiden Mannschaften fällt es schwer, den Ball flach zu halten. Dennoch gewinnt England das Spiel zweier Chaostruppen. Schweden ist raus.
Bild: Tschüss, Olof. War schön mit dir.

Das Spiel: Zunächst wird gebolzt. Beiden Mannschaften fällt es schwer, den Ball flach zu halten. Ein Fernschuss von Scott Parker in der 7. Minute bleibt lange die einzige Torchance. Schwedens Einmannfußball (mal schauen, was Ibrahimovic aus dem ungenauen Anspiel macht) nervt. Viel Ballbesitz für England, wenig Ideen und dann eine irre Flanke von Gerrard und ein Kopfballtor von Stürmer Carroll, den Trainer Hodgson spielen lässt, weil er gesehen hat, dass Schweden eigentlich immer nur Kopfballtore kassiert. Ein Trainertor.

Die Schweden wollen jetzt etwas unternehmen, aber es gelingt ihnen nicht, Struktur ins Spiel zu bekommen. Ein schöner Fernschuss noch von einem Nicht-Ibrahinovic ein und dann ist Pause.

Es dauert nicht lange und das Spiel ist wieder offen. Ein misslungener Ibrahimovic-Scherenschlagschuss landet bei Mellberg, dessen misslungener Ball von Johnson ins eigene Tor hinein abgewehrt wird. Sieh da! Die Schweden können sogar Angriffe zu Ende spielen. Einer wird per Foul gestoppt. Den Freistoß köpft Mellberg ein (59.). Das Spiel bleibt verrückt.

Ein nicht gerade scharfer Schuss des eingewechselten Walcott landet, warum auch immer, im Tor. 2:2 (64.). Nach ein paar schönen schwedischen Angriffen führt plötzlich wieder England. Danny Welbecks Hackentricktor ist der Hingucker des Spiels. England gewinnt das Spiel zweier Chaostruppen. Schweden ist raus.

Der Moment des Spiels: Englands Keeper Joe Hart will den Ball nach vorne schlagen. Nach fünf Meter ist der Ball in der Luft, dann knallt er an einen schwedischen Rücken. So ist das ganze Spiel: viel gewollt, fast nichts gekonnt und ganz viel Spektakel.

Spieler des Spiels: Danny Welbeck, ganz einfach weil er das Spiel entschieden hat – und wie!

Pfeife des Spiels: Es wird immer ein Rätsel bleiben, warum Schwedens Keeper Andreas Isaksson den nicht gerade scharfen Schuss von Walcott zum 2:2 nicht gehalten hat.

Schlussfolgerung: Verrückter Freizeitkick. Systemfußball R.I.P. Wer solche Spiele abliefert und dabei auch noch gewinnt, der wird auch Europameister.

Und sonst? Wieder geht es ums Bier. Englische Fans fühlen sich verarscht, weil in der Gasthausbrauerei Chateau im Stadtzentrum von Kiew, wo sich die Supporters Club treffen wollten, das Bier fast doppelt so viel kostet als vor der Ankunft der Engländer – umgerechnet fast sechs Euro statt drei.

Die Supporter ziehen in die Fan-Zone, als sie hören, dass das Bier dort nur zwei Euro kostet. Kaum angekommen, stellen sie fest, dass es auch da teurer geworden ist: 2,50 Euro. Sie saufen trotzdem.

15 Jun 2012

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Andreas Rüttenauer

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