taz.de -- Ukraine - Schweden 2:1: Die Wiederauferstehung
In der 49. Minute liegt Andrij Schewtschenko auf dem Rasen, sechs Minuten später schießt er ein Tor und hat ein ganzes Land wachgeköpft. Heimsieg für die Ukraine.
Das Spiel: Die Ukraine beginnt mit Promi-Power. Andrij Schewtschenko stürmt neben Russland-Legionär Andrij Woronin. Schweden-Star Zlatan Ibrahimovic spielt hinter Markus Rosenberg. Doch vor den Toren passiert erst mal gar nichts. Schweden und Ukrainern fehlt jede lange Linie.
In der 23. Minute endlich eine Chance. Schewtschenko wird im Strafraum freigespielt. Vorbei. Für Schewa-Sprechchöre reicht's immerhin. In der 30. Minute landet ein Ibrahomovic-Schuss im Seitenaus. Puhh! Kurz daruf der erste Schuss, der gehalten werden muss. Andrij Pjatow erledigt das für die Ukraine.
Fünf Minuten später darf Schwedens Keeper Isaksson einen Woronin-Fernschuss halten. Aus dem müden Gebolze wird ein Fußballspiel. Die Ukraine will jetzt und Ibrahimovic kann es doch. Er köpft an den Außenpfosten (38.). In der Pause können die Zuschauer über zwölf Minuten Fußball und 34 Minuten Nichts diskutieren.
Die zweite Hälfte beginnt bitter für die Gastgeber. Zum ersten Mal setzt sich Sebastian Larsson auf der rechte Seite durch. Zum ersten Mal kommt eine schwedische Flanke an, und wie immer steht Zlatan Ibrahimovic richtig und drückt den Köpfer von Kallström über die Linie.
Doch lange bleibt es nicht leise im Stadion. Schewtschenkos Kopfball zum Ausgleich (55.) stellt die Stimmung wieder her. Die Ukraine will weiter. Planvolles Angriffsspiel mag anders aussehen. Egal: Brechstange, Eckball, Führung. Und wer war's? Andrij Schewtschenko (61.). Der Rest ist Kampf. Schweden versucht es – auch mit dem angeschlagenen Johan Elmander, der in der 71. Minute eingewechselt wird.
Die Ukraine wehrt sich. Ibrahimovics hammerharter Schuss wird vom Keeper pariert (76.), ein nicht ganz so guter Schuss von Kallström ebenso. In der 80. Minute darf der alte Schewtschenko vom Platz und schaut sich den Kampf von außen an – auch den letzten Schuss von Elmander, den letzten Lupfer von Melberg. Das Turnier hat den ersten Superhelden.
Der Moment des Spiels: In der 49. Minute liegt Andrij Schewtschenko nach einem Foul bäuchlings auf dem Rasen. Ist er tot? Sechs Minuten später krönt der ukrainische Fußballmessias seine Wiederauferstehung mit dem 1:1. Er hat er ein ganzes Land wachgeköpft.
Der Spieler des Spiels: Andrij Schewtschenko (siehe oben).
Die Pfeife des Spiels: Zlatan Ibrahimovic. Ein typischer Auftritt. Gut spielen, dauernd schubsen, dauernd schimpfen, blöd rumstehen und grinsen, wenn die Zuschauer ihn auspfeifen. Niemand hätte sich gewundert, wenn er noch während des Spiel einen seiner zahlreichen Rücktritte aus der Nationalmannschaft verkündet hätte.
Die Schlussfolgerung: Ein echter Heimsieg vor irrem Fußballpublikum. Kampffußball kann richtig Spaß machen. Fortsetzung folgt sicher.
Und sonst? Uefa-Präsident Michel Platini durfte einmal mehr neben dem aktuellen Lieblingsbösewicht der westlichen Demokratien sitzen. Viktor Janukowitsch, der ukrainische Präsident, schielte selig in die Kameras. Warum setzt sich Platini eigentlich nicht woanders hin? Ist er es nicht, der immer wieder die Trennung von Fußball und Politik fordert? Bitte umsetzen, Herr Platini!
11 Jun 2012
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