taz.de -- Griechenland-Tschechien 1:2: Short Hello and Long Goodbye
Tschechiens Wiederauferstegung. Nach sechs Minuten steht es 2:0, danach wird der Sieg sicher nach Hause gefahren. Nur Torwart Cech versagt in einem schwachen Spiel.
Das Spiel: Diffus fängt's an – Griechenland mag hoffen, mit Mauern und Marmeln über die Runden zu kommen. Auf tschechischer Seite muss Hubnik (Hertha BSC) auf der Bank bleiben, Kadlec hingegen darf in der Defensive aushelfen. Indizien, dass man die 1:4-Blamage gegen die Russen auswetzen will. Mit Recht: In der dritten Minute erwischt die Griechen ein Konter der Tschechen – Jiracek nutzt eine freie Gasse: 1:0.
Drei Minuten später der nächste Schlag gegen den doofen Alexis-Zorbas-Kick der Hellenen: Pilar düpiert mit einem Kniedrücker weitgehend alle Hoffnungen der Elf, die gegen Polen ein duseliges, beinah zufälliges 1:1 noch schaffte, auf ein Weiterkommen im Turnier. In der 23. Minute wechselt Griechenlands Trainer Santos sogar Tormann Chalkias gegen den noch EM-unbezwungenen Sifakis aus – ein Frustrierter muss aufgeben. Fast hätten die Griechen Morgenluft wittern können – aber Fotakis steht hauchdünn abseits, so dass der Anschlusstreffer nicht gilt.
Rosicky darf seine Pause verlängern – Schonung für die Partie gegen Polen. Für ihn kommt Kolar. Griechenlands Gekas ersetzt Fotakis – er soll den Rückstand aufzuholen organisieren. Und wie er das tut: In der 53. Minute putzt er einen zwischen Arroganz und Absenz geborenen Fehler von Champions-League-Keeper Petr Cech (verblüffend orientierungslos!, schon der fünfte Treffer gegen ihn während dieser EM) aus – verdienter Anschluss! Plötzlich spielen die Tschechen ängstlich, ja, minderbemittelt – wie unsouverän gegen diese torfigen Hellenen.
Auch wenn das Wort zu verwenden eigentlich wegen Abgefingertheit auf der Todesliste steht: Das Spiel dümpelt vor sich hin; die Griechen können nicht mehr und setzen womöglich auf eine unwahrscheinliche Gelegenheit wie beim Gekas-Treffer; die Tschechien sind zufrieden, weil das 2:1 sie weiter im Turnier hält und mit Chancen aufs Viertelfinale belässt.
Der Moment des Spiels: Gelb für Rosicky eines Zweikampfs mit Karagounis wegen. Zimperlicher Schiri! Überkorrekt!
Spieler des Spiels: Gekas – weil er macht, was er kann. Ausputzen nämlich zur rechten Zeit, kurz nach Auftakt der zweiten Hälfte. Und der griechische Ersatztormann – er hatte nach dem 0:2 gar nichts mehr zu halten.
Pfeife des Spiels: Petr Cech – weil er trotz „Schweigen der Lämmer“-Kopfschmuck ungefähr so furchteinflößend wie ein Bambi agiert.
Die Schlussfolgerung: Zwei Elendstruppen simulieren Teilnahmeberechtigung am Finalturnier in Europa. Sehr gelegentlich fern von Langeweile, aber man vermisst Frische und Leidenschaft. Sind sie überhaupt ernsthaft bei der Sache?
Und sonst? Beide Teams sind ihrer Länder, deren politischem Standing in Europa würdig: Tschechien im Unauffälligen mit Neigung, sich ins Siegreiche zu mogeln; Griechen hingegen versuchen mit den Mitteln des Otto Rehhagel (2004!, selig), alte, ja, hochstaplerische (Euro-)Zeiten wieder auferstehen zu lassen. Elend!
12 Jun 2012
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