taz.de -- Frankreich-Ukraine 2:0: Cool den Sieg erarbeitet
Frankreich gewinnt überlegen über ein überfordertes ukrainisches Team. Ribéry war der perfekte Mittelklassemotor einer kühlen Équipe von Fußballarbeitern.
Das Spiel: Sechs Minuten Tändelei in strömendem Regen. Dann bis 19:01 Uhr Pause. Danach beginnt auch äußerlich ein neues Spiel. Temperaturen abgekühlt, die Luft erfrischend, nichts schwül mehr, der Rasen quatschnass. Die Franzosen – vor allem durch Ribéry – überlegen; das Tor von Menez in der 16. Minute, vorbereitet durch den Bayern-Mann, wird wegen Abseits nicht gegeben. In der 29. Minute verhindert Ukraines Tormann Pyatov Frankreichs Führung durch einen heldenhaften Block. Schewtschenko ist in der 34. Minute glücklos fast allein vor dem französischem Torwart Lloris. Erste Halbzeit alles in allem: Nichts belegt, dass die Elf Frankreichs ihr Image als Favoritin in dieser Partie belebt.
Was sich in der zweiten Halbzeit ändert. Beide spielen, als ginge es um eine würdige Verteidigung eines Remis. In der 53. Minute leitet Ribéry eine Attacke ein, an deren Ende Menez das 1:0 durch einen ultrapräzisen Schuss ins – aus seiner Sicht – rechte untere Toreck erzielt. Drei Minuten darauf ist es Cabaye, der das 2:0 aus gut zwölf Metern Entfernung macht.
Nun hat Frankreichs Trainer seine Wunschkonstellation: Der Gegner muss angreifen, sein Team kann sich aufs Kontern verlegen. In der 65. Minute gelingt Cabaye fasst das 3:0 – Glück für die Ukraine, dass der Ball ans Gebälk kracht. Mit anderen Worten: Die Équipe von Laurent Blanc hat alles im Griff – und spult den Rest der Zeit herunter.
Der Moment des Spiels: Raindrops Keep Fallin' On All Heads!
Der Spieler des Spiels: Ribery. Hatte den qualitativ stärksten Ballkontakt. Und trotzdem gelegentlich etwas zu langsam – es fehlte ihm eine Fünfhundertstelsekunde Elan, den Ball in der 16. Minute an Menez zu passen – so stand sein Kollege einen Winzmoment schon abseits.
Die Pfeife des Spiels: Der Schiri. Souveräne Entscheidung, sich diesem Naturereignis aussetzen zu wollen. Und allen anderen die Zumutung eines Regenspiels – das nur Verschwörungstheorien geboren hätte! - zu ersparen.
Die Schlussfolgerung: Keine Inszenierung ist perfekt planbar, was den Regen anbetrifft. Und: Der Sieg der Ukraine gegen Schweden erscheint nach dieser harmlosen Performance noch rätselhafter als er überhaupt schon war.
Und sonst? Frankreich ist keine Weltmacht des Fußballs mehr, aber auch keine ungezogene Divenhölle wie vor zwei Jahren in Südafrika.
15 Jun 2012
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