taz.de -- Kommentar Depardieu wird Russe: Dann geh doch nach Moskau
Wie üblich kennt der Obelix-Darsteller und Putin-Bewunderer Depardieu weder Maß noch Rücksicht. Nach Russland ziehen wird er trotzdem nicht.
Dann geh’ doch nach Moskau, wenn es dir dort besser gefällt! Der gehässige Satz der Kommunistenfresser aus dem Kalten Krieg war ganz in Vergessenheit geraten. Jetzt graben ihn Gérard Depardieus Gegner wieder aus. Und das hat er sich selber eingebrockt.
Seine Steuerflucht nach Belgien stieß noch auf Verständnis bei einem Teil seiner französischen Landsleute, die sich aus Bewunderung für seine Kinokarriere ehrlich bemühten, Mitleid mit einem derart vom Fiskus geplagten Millionär aufzubringen. Mit seinen Liebesgrüßen nach Moskau macht Depardieu seinen Freunden die Solidarität aber wirklich nicht leicht.
Der vom russischen Fernsehen zitierte Brief („Ich liebe euer Land Russland abgöttisch“) kompromittiert nicht nur ihn selber, sondern auch diejenigen, die ihn bisher durch dick und dünn unterstützt oder sogar seine Steuerflucht als legitim verteidigt haben. Wie üblich kennt der Obelix-Darsteller weder Maß noch Rücksicht. Seine Putin-Lobhudelei und prorussische Begeisterung über die „große Demokratie“ ist deplatziert.
Seine besten Freunde wie Catherine Deneuve und andere Filmstars, die ihn gegen François Hollandes Steuerpolitik zuerst öffentlich und sehr engagiert in Schutz nehmen wollten, stehen nun wie begossene Pudel da.
Natürlich wird Depardieu nicht nach Moskau umziehen. Vielleicht war seine groteske Russlandeuphorie ja nur Spaß oder eine Form von Revanche für die Schmährufe aus Paris. Nur wären solche groben Scherze nicht lustig, weil derselbe Depardieu auf dieselbe Weise wie Putin auch den tschetschenischen Diktator von Moskaus Gnaden, Ramsan Kadyrow, feiert oder sich für die PR-Kampagnen der Staatschefs von Kasachstan und Usbekistan einspannen (und dick bezahlen) lässt. Da bleibt nicht viel Glamour, Monsieur Depardieu.
4 Jan 2013
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