taz.de -- Umstrittener Rundfunkbeitrag: Köln zahlt nicht
Die Verwaltung der Rheinmetropole „kann es sich nicht leisten, ungeprüft Geld zu verpfeffern“. Deshalb will sie bis auf Weiteres keinen Rundfunkbeitrag abführen.
Die Stadt Köln hat angekündigt, bis auf Weiteres den Rundfunkbeitrag nicht mehr abzuführen. Es sei zurzeit unklar, wie viel die viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihren diversen Verwaltungsgebäuden und Fahrzeugen bezahlen müsse. „Wir müssen erst mal in Ruhe ermitteln und berechnen“, sagte Sprecherin Inge Schürmann der dpa. „Wir können es uns nicht leisten, ungeprüft Geld zu verpfeffern.“
„Ist der Friedhofsbagger relevant für die Abgabe? Was machen wir mit dem Container des Grünflächenamtes, ist das eine Betriebsstätte?“, gibt Schürmann konkrete Beispiele für die Unsicherheit der Stadt.
Und Köln steht wohl nicht alleine da. Der Städtetag Nordrhein-Westfalen warnt vor „exorbitanten Steigerungen“. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Bernd Jürgen Schneider, sagte: „Die im Januar eingeführte Regelung führt zu einer massiven Kostensteigerung und zu einem unnötigen bürokratischen Aufwand.“ Beispiel: Bergisch Gladbach müsse statt 2.000 zukünftig 20.000 Euro jährlich zahlen.
ARD, ZDF und Deutschlandradio sehen sich seit der Einführung des neuen Rundfunkbeitrags am 1. Januar dieses Jahres heftiger Kritik ausgesetzt. Mitte Januar hatte die Drogeriemarktkette Rossmann beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof eine Klage gegen den Beschluss zur Einführung des Beitrags eingereicht. Das Unternehmen rechnet laut eigenen Angaben damit, dass die jährliche Belastung durch den Rundfunkbeitrag von 39.500 Euro auf 200.000 Euro steigen werde.
Seit 1. Januar müssen alle Haushalte in Deutschland – von wenigen Ausnahmen abgesehen – den Rundfunkbeitrag (17,98 Euro) zahlen. Bei Unternehmen und Kommunen richtet sich die Höhe der Abgabe nach der Anzahl der Mitarbeiter, Betriebsstätten und Kraftfahrzeuge.
31 Jan 2013
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der neue Rundfunkbeitrag bringt ARD und ZDF eine halbe Milliarde Euro mehr. Das Geld könnte an die Beitragszahler zurückgegeben werden.
Ein Passauer Jurist wollte den Datenabgleich zur Erfassung der Beitragszahler von ARD und ZDF kippen. Der Bayerische Verfassungsgerichtshof wies den Eilantrag zurück.
ARD und ZDF werden mit dem Rundfunkbeitrag finanziert, der von allen Haushalten verlangt wird. Trotzdem haben die Sendungen im Netz ein Haltbarkeitsdatum.
Die öffenlicht-rechtlichen Rundfunkanstalten reagieren auf die Weigerung der Stadt Köln, die neue Gebühr zu zahlen. Große Belastungen sollen vermieden werden.
Deutschlands zweitgrößte Drogeriekette Rossmann geht juristisch gegen den neuen Rundfunkbeitrag vor. Das Gleichheitsgebot werde verletzt.
Im Januar startet die Neuregelung der Finanzierung von Hörfunk und Fernsehen: Alle müssen zahlen. Ein Pro und Contra.
Aus der Rundfunkgebühr wird in wenigen Tagen der Rundfunkbeitrag. Was ändert sich? Und warum eigentlich?