taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Gabriel denkt über Steinbrücks Fluchtwagen nach, die EU sollte sich den Stuhlgang schützen lassen und ein Todesschlag gegen Toni’s Pizza-Taxi.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Vollständige Ratlosigkeit angesichts des Dramas in Syrien.

Was wird besser in dieser?

„Vollständige Ratlosigkeit“ könnte ein Anfang für einen bedachten Versuch sein.

Am Dienstag findet in Erfurt eine Messe zum 3-D-Druck für Verbraucher statt. Jeder kann sich bald eine Feuerbüchse drucken. Beginnt die vierte industrielle Revolution jetzt richtig?

Super, dann muss ich ja nicht mehr nach Aachen fahren, sondern kann zu Hause Printen printen. Da der Rechner das abgetastete Objekt in Scheiben aus Maisstärke ausdruckt, lauert hier auch der Todesschlag gegen Toni’s Pizza-Taxi. Egal: Das Verfahren macht Sinn bei Einzelstücken, Modellen und vielleicht simplen Ersatzteilen. Noch kann es nur die Gummi-Ente, noch ist es ein Weg bis zu Herrn Dr. Klöbner.

Benetton hat in der Fabrik in Bangladesch produzieren lassen, die über 400 Menschen begraben hat. Fotos für die neue Schockkampagne?

Primark und Mango auch, und doch ist Benetton mit seiner selbstheiligenden Wohltätigkeits-PR „Unhatefoundation“ besonders verlogen, schon klar. Auf der Verbrauchern oft empfohlenen Seite [1][Fairwear] findet man erwartbare Anbieter wie hess natur neben Billigheimern wie takko. Sie müssen dafür Mindeststandards an Arbeitsbedingungen nachweisen. Gewerkschaften hier könnten ein bisschen sexy werden, wenn sie sich für die Kolleginnen dort so engagierten.

Sigmar Gabriel fordert ein Tempolimit, Kanzlerkandidat Peer Steinbrück stopft ihm das Maul. Warum irritiert jetzt auch noch der Parteichef?

Vielleicht denkt Steinbrück eher an den Fluchtwagen nach seiner vergeigten Kampagne, während Gabriel es den Grünen schwermachen will, mit den Drehzahlmessis von der Union zu koalieren. Der Vergleich Waffenbesitz in den USA/Freies Rasen in Deutschland kam so immerhin mal auf den Tisch und lädt zu Demut gegenüber Obama ein.

Kurz nach ihrem Gründungsparteitag hat die Alternative für Deutschland 10.000 Mitglieder. Schafft es doch eine Einthemapartei in den Bundestag?

Welche andere Hoffnung hat Rot-Grün denn zurzeit? Die Partei zielt schon im Namen auf die „alternativlose“ Kanzlerin. Und als die FDP im agonischen Taumel vor der Berlinwahl gegen den Euro plakatierte, tadelten dies Altpolitiker wie Genscher als Versuch der Liberalen, aus sich selbst auszutreten. Ein Parlament mit sechs oder gar sieben Parteien könnte ein unterhaltsames Fiasko werden, und schon ein hohes AfD-Ergebnis unter 5 Prozent könnte Schwarz-Gelb vereiteln.

„In Vielfalt geeint“ lautet der Leitspruch der EU. Doch auf Äckern ist Vielfalt nicht erwünscht, die neue Saatgutverordnung überlässt Großkonzernen das Feld. Warum?

Der Sündenfall ist, Firmen Patente auf Pflanzen zu erteilen. Wir leben am Ende der Epoche, an dem noch keiner auf die Idee gekommen ist, sich Stuhlgang schützen zu lassen – nie mehr kacken ohne Gebühren. Der zweite Trick war, Zulassungen von Saatgut so teuer zu machen, dass nur noch wenige Großkonzerne das leisten können. Kleine Anbieter, alte Sorten sind damit raus. Der Gesetzentwurf lässt eine Lücke – wo dezentrale Systeme, etwa Genossenschaften, Saatgut tauschen. Tja, und warum soll man Bonzen erschießen, wenn man verbotene Kartoffeln pflanzen kann? Neue Möglichkeiten für intelligenten Terror.

Folgt man Dr. Jasper von Altenbockum in der FAZ, dann sind Muslime schuld daran, dass Nazis Muslime töten. Subjektive Schnapslaune oder Konsens?

Wenn man Jasper von Altenbockum folgt, kriegt man öfter ein Problem. Kürzlich gratulierte er zu 20 Jahre Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Rostock, dies „brachte manchen Sozialromantiker zur Besinnung und machte den Weg für eine gesteuerte Einwanderungspolitik frei.“ Nach der gleichen Melodie albträumt er nun: „Einer der Gründe für islamfeindlichen Extremismus und Terror“ sei, „dass eine Minderheit der Muslime nicht integrationswillig ist“. Nun waren die Mordopfer der Zwickauer Bande so dermaßen integriert, dass die Polizei ein Jahrzehnt lang nicht auf die Idee am, nach einem Zusammenhang zum Integrationsthema zu fahnden. Natürlich bleibt Altenbockum hier stets weit hinter historischen Vorlagen zurück. „Die Juden sind schuld!“, schrieb sein Kollege Goebbels 1941 in „Das Reich“ doch deutlich prägnanter. Unterm Strich jedoch ist Kauft-mir-ein-K-Jasper allen ein Trost, die sich nach dem NPD-Verbot heimatlos wähnen könnten.

Was machen die Borussen?

Wer Wolfsburg ein 3:3 abringt, schlägt auch die Bayern. Alles gut.

12 May 2013

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[1] http://www.fairwear.org/

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Friedrich Küppersbusch

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