taz.de -- „Waffenrechner“-App: Ein Einkauf, eine Handgranate
Mit jedem gekauften Produkt finanzieren wir Waffen – durch unsere Mehrwertsteuer. Eine neue App rechnet uns vor, um welche Summe es geht.
Wir kaufen bio, leben bio. Laufen gerne zwei Straßen weiter, um im Biomarkt unseres Vertrauens dem gewissenhaften Konsum zu frönen. Dafür zahlen wir auch gerne ein paar Cent mehr pro Liter Milch, ein paar Euro mehr für ein Stück Käse. Fleisch essen wir nicht – falls doch, dann nur von biologisch korrekten Höfen, auch wenn es ein kleines Vermögen kostet. Wir bemühen uns und scheißen aufs Geld: für ein gutes Gewissen, für eine bessere Welt.
Diese bessere Welt hat leider einen Haken: Mit jedem gekauften Produkt finanzieren wir Waffen – durch unsere Mehrwertsteuer. Die neue App [1][„Waffenrechner“] der [2][ecosign] Akademie in Köln rechnet uns ab jetzt bis auf den Cent genau vor, wie wir durch Shopping Geld in die Rüstungsindustrie pumpen. Jeder von uns ist ihr Sponsor durch direkte und indirekte Steuerabgaben.
Das läuft so: Stand 2013 fließen knapp [3][elf Prozent] des Bundeshaushalts an das Ministerium für Verteidigung. Aus diesem Topf wandern wiederum zirka [4][22 Prozent] in militärische Beschaffungen, Materialerhaltung und Wehrforschung, wehrtechnische und sonstige militärische Entwicklung und Erprobung.
Samstag, Großeinkauf. Wir besorgen Grundnahrungsmittel für 54,67 Euro. Mit Brot, Nudeln, Kartoffeln finanzieren wir drei Stück Waffenmunition (drei tote Menschen) oder wahlweise auch zwei Drittel einer Handgranate (viele tote Menschen).
Wem die Auswahl nicht gefällt, kann weiter konsumieren. Die App errechnet centgenau den Betrag, den wir bis zum nächsten Rüstungsgegenstand noch ausgeben müssen: Kampfmesser KM 2000, Gewehr HK G36 oder auch eine Bazooka sind zu finanzieren.
Je teurer ein Produkt, desto mehr Mehrwertsteuer. Kaufen wir also im Bioladen guten Gewissens die Milch glücklicher Kühe, zahlen wir mehr. Für die Kühe – und für Waffen.
13 Feb 2014
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