taz.de -- Krise in der Ukraine: Gazprom dreht die Preise hoch

Die Ukraine muss ab sofort für die Gaslieferungen aus Russland mehr bezahlen. Moskau begründet die Anhebung offiziell mit mangelnder Schuldentilgung aus Kiew.
Bild: Gazprom-Mitarbeiter schraubt an einer Pipeline

MOSKAU dpa/rtr | Wegen Milliardenschulden hat Russland der Ukraine zum Beginn des neuen Monats die Gaspreise um 44 Prozent erhöht, wie die Nachrichtenagentur reuters berichtet. Die Nachrichtenagentur dpa spricht von 30 Prozent. Für die Lieferungen in das Nachbarland gelte ab sofort der alte Tarif von 385,5 US-Dollar (280 Euro) je 1000 Kubikmeter Gas, sagte der Chef des russischen Energieriesen Gazprom, Alexej Miller, am Dienstag.

Er begründete den Wegfall eines bisher gewährten Rabatts mit ukrainischen Schulden von 1,711 Milliarden US-Dollar, wie die Agentur Interfax meldete. Demnach hatte die Ukraine ihre Rechnungen für 2013 nicht in voller Höhe beglichen.

Das krisengeschüttelte Land will zum 1. Mai die Gaspreise im eigenen Land um 50 Prozent erhöhen. Dies hatte seit Jahren auch der Internationale Währungsfonds (IWF) zu einer wichtigen Bedingung gemacht, um der Ex-Sowjetrepublik künftig wieder Milliardenkredite zu gewähren. Die Ukraine steht vor dem Staatsbankrott.

Russland steht in dem Ruf, seine Preise für Gaslieferungen auch als politische Druckmittel einzusetzen. So erhalten moskaufreundliche Staaten im postsowjetischen Raum deutlich günstigere Tarife als russlandkritische Abnehmer. Nach dem Machtwechsel in der Ukraine und dem Sturz des Präsidenten Viktor Janukowitsch hatte Russland zuletzt mehrfach angekündigt, die Vergünstigungen zu streichen.

1 Apr 2014

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