taz.de -- Gewaltexzesse im Südsudan: Massaker in Moschee
200 Menschen sollen in der vergangenen Woche im Südsudan getötet und weitere 400 verletzt worden sein. Übers Radio liefen Aufrufe zu Vergewaltigungen.
JUBA afp | Im Südsudan haben Anhänger von Ex-Vizepräsident Riek Machar nach UN-Angaben Massaker verübt und dabei hunderte Menschen anderer Stämme getötet. Nach der Wiedereroberung der Stadt Bentiu in der vergangenen Woche seien alleine bei einem Angriff auf die größte Moschee 200 Zivilisten getötet und mehr als 400 weitere verletzt worden, teilte die UN-Friedensmission im Südsudan (UNMISS) am Montag mit.
Die Rebellen machten den UN-Angaben zufolge zwei Tage lang gezielt Jagd auf Menschen, die sie für ihre Gegner hielten. Im Radio sollen sie ihre Anhänger aufgerufen haben, Frauen anderer Ethnien zu vergewaltigen, hieß es in der UNMISS-Erklärung. Massaker habe es nicht nur in der Moschee gegeben, sondern auch in einer Kirche, in einem Krankenhaus und einem verlassenen Gebäude des Welternährungsprogramms (WFP). Dort hätten Einwohner und Ausländer Schutz gesucht. Genaue Opferzahlen gab es zunächst nicht.
In der UNMISS-Erklärung wird das grausame Vorgehen der Rebellen in der Kali-Ballee-Moschee geschildert, wo hunderte Menschen Zuflucht gesucht hatten. „Die Rebellen wählten Angehörige bestimmter Nationalitäten und Ethnien aus und eskortierten sie in Sicherheit, während die anderen getötet wurden.“ Im Krankenhaus seien Männer, Frauen und Kinder vom Stamm der Nuer getötet worden, weil sie sich versteckt und nicht am Jubel über die Eroberung der Stadt durch die Rebellen beteiligt hätten.
UN-Friedenstruppen hätten später mehr als 500 Zivilisten, darunter viele Verletzte, retten können, hieß es weiter. Auf dem UN-Stützpunkt in der Stadt seien inzwischen 12.000 Menschen zusammengedrängt. Rebelleneinheiten des ehemaligen Vize-Präsidenten Machar hatten die Hauptstadt des ölreichen Bundesstaates Unity Mitte April eingenommen.
Im Südsudan war Mitte Dezember ein schwelender Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und dem 2013 entmachteten Machar eskaliert. Die beiden Politiker gehören unterschiedlichen Ethnien an, deren Verhältnis untereinander seit Jahren gespannt ist. Seit Beginn des bewaffneten Konflikts in dem erst 2011 gegründeten afrikanischen Staat wurden tausende Menschen getötet. Rund 900.000 Zivilisten sind auf der Flucht.
21 Apr 2014
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die USA haben ostafrikanische Staaten dazu aufgerufen, schnell Friedenstruppen zu entsenden. Äthiopien, Kenia und Uganda sind zum militärischen Eingreifen bereit.
Pünktlich zur Eskalation im Südsudan kommt US-Außenminister Kerry zum Friedensverhandlungsort Äthiopien.
Die Gewalt im Südsudan eskaliert, Opfer sind meist Zivilisten. Doch die UN sieht weiter zu, dabei kommt jetzt noch eine Hungersnot hinzu.
Bewaffnete greifen einen UN-Komplex an, in dem Zivilisten Zuflucht vor der Gewalt im Land suchten. Dabei werden mindestens 58 Menschen getötet und über 100 verletzt.
Als im Stadion von Kigali der Genozid nachgespielt wird, ist das manchen im Publikum zu viel. Traumatisierte können einen Ruheraum aufsuchen.
Die UN-Mission im Kongo muss zugleich kämpfen, umziehen und sparen. Im UN-Sicherheitsrat steht jetzt ihre Verlängerung an.
Die Nuer-Rebellen um Exvizepräsident Riek Machar sind erneut in die Offensive gegangen und haben die Ölstadt Malakal erobert.
Welche Ziele verfolgt die Regierung mit ihren Einsätzen? Wie begründet sie die Militärinterventionen? Sie begründet sie nicht. Und fast alle sind zufrieden.
Der Präsident ein Dinka, sein Vize ein Nuer. Weil sie streiten, töten sich die Volksgruppen nun gegenseitig. Besuch in einem gespaltenen Land.