taz.de -- Kampf um den Osten der Ukraine: Neue Offensive in Slawjansk

Die ukrainische Regierung versucht, gegen die Separatisten in Slawjansk vorzugehen. Ein Soldat soll getötet worden sein. Immer mehr Einwohner flüchten.
Bild: Bewohner von Slawjansk suchen in einem Bunker Zuflucht vor der Gewalt.

DONEZK/WARSCHAU ap/dpa | Ungeachtet aller Appelle für eine Waffenruhe hat das ukrainische Militär im Osten des Landes eine neue Offensive gegen die prorussischen Separatisten gestartet. Kampfflugzeuge und Hubschrauber griffen am Dienstag Stellungen der Rebellen in den östlichen Vororten der Stadt Slawjansk an.

Vom ukrainischen Militär hieß es, Rebellen hätten nahe der Stadt ein Militärfahrzeug beschossen und dabei einen Soldaten getötet sowie 13 weitere verletzt. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte den Rebellenführer von Slawjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow, wonach seine Kämpfer einen Helikopter abgeschossen haben. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es dafür zunächst nicht. Wegen des seit Tagen andauernden Beschusses durch Regierungseinheiten hätten mittlerweile 40 Prozent der insgesamt etwa 110.000 Einwohner die Stadt verlassen.

Die Regierung in Kiew führt seit Tagen eine Offensive gegen die Rebellen im Osten des Landes, die sich in einem Referendum unabhängig erklärt haben. Der Volksentscheid wird jedoch von Kiew und auch international nicht anerkannt.

Dennoch erklärte US-Präsident Barack Obama zum Auftakt seiner viertägigen Europareise in Warschau, er halte es nach den Wahlen in der Ukraine für möglich, dass sein Land wieder Vertrauen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin aufbauen könnte. Am Mittwoch will Obama den designierten ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko treffen.

USA: Wollen Russland nicht bedrohen

Obama sagte, als ersten Schritt auf dem Weg zurück zu vertrauensvollen Beziehungen müsse Russland seine Truppen von der ukrainischen Grenze abziehen. Zudem müsse das Land seinen Einfluss geltend machen, um die Unruhen im Osten der Ukraine zu beenden. Die USA hätten keine Absicht, Russland zu bedrohen. Zudem sei es völlig legitim, dass Russland ein Interesse daran habe, was entlang seiner Grenzen passiere. Zugleich kündigte der US-Präsident an, die [1][Militärpräsenz seines Landes in Europa zu erhöhen].

Obama sagte, er beginne seinen Besuch in dem Land, weil die Sicherheit Polens, ebenso wie die Sicherheit der anderen Verbündeten in Ost- und Mitteleuropa auch ein Eckpfeiler für die Sicherheit der USA sei.

In Brüssel trafen sich zum ersten Mal seit Beginn der Ukraine-Krise die Nato-Verteidigungsminister. Im Mittelpunkt der zweitägigen Beratungen steht die Frage, wie man auf die neuen militärischen Möglichkeiten Russlands und die Bereitschaft, diese auch einzusetzen, reagieren will.

3 Jun 2014

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