taz.de -- Krise in der Ukraine: Putin spricht mit Merkel
Im Unruhegebiet sterben wieder Menschen. Dabei herrscht Waffenruhe in der Ostukraine. Ein Gespräch zwischen Merkel und Putin soll eine Lösung vorantreiben.
KIEW/BERLIN dpa | Im Ukraine-Konflikt soll ein Treffen von Kremlchef Wladimir Putin und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Fortschritte auf dem Weg aus der Krise bringen. Die Bundesregierung erwarte einen offenen Meinungsaustausch über eine Lösung des Konflikts in der Ostukraine, sagte Merkel am Mittwoch in Berlin. Ihr Treffen mit Putin ist für kommenden Donnerstag am Rande des asiatisch-europäischen Gipfels (Asem) in Mailand geplant. Putin will dort auch mit dem ukrainischen Staatschef Petro Poroschenko verhandeln. Dabei soll es um den schweren Gasstreit zwischen beiden Ländern gehen.
Trotz einer vor mehr als einem Monat vereinbarten Waffenruhe zwischen dem ukrainischen Militär und prorussischen Separatisten starben in der Unruheregion wieder mehrere Menschen. Bei einem Raketenangriff auf ein Dorf nahe der Hafenstadt Mariupol wurden nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sieben Zivilisten getötet. Laut Auskunft eines Krankenhauses in Mariupol wurden auch 14 Menschen verletzt, zwei davon schwer.
Die Beobachter der OSZE mussten nach kurzer Zeit das Dorf Sartana wegen des gegenseitigen Beschusses von Einheiten der ukrainischen Armee und der Separatisten wieder verlassen. In der Nähe des Dorfes liegt ein Checkpoint der ukrainischen Armee. Trotz der Anfang September vereinbarten Waffenruhe kommt es immer wieder zu blutigen Gefechten.
In einem blutigen Gefecht kreisten die Aufständischen nach Darstellung des Kiew-treuen Chefs des Gebiets Lugansk, Gennadi Moskal, mehr als 100 Soldaten ein. Es habe Tote gegeben. Andrej Lyssenko vom Sicherheitsrat in Kiew sagte, die Soldaten seien nicht völlig eingekesselt. Die Separatisten berichteten russischen Agenturen zufolge zudem von zwei Toten bei Kämpfen im angrenzenden Gebiet Donezk.
„Am Randes eines Kollapses“
US-Außenminister John Kerry forderte bei einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow in Paris ein sofortiges Ende der Gewalt im Konfliktgebiet. Lawrow versprach Zusammenarbeit mit den USA. „Wo es Differenzen gibt, werden wir Lösungen suchen, die das Gleichgewicht und die Interessen widerspiegeln - gerecht und gleichberechtigt“, sagte er. Es gebe zwar Probleme in den bilateralen Beziehungen, doch müssten beide Länder gemeinsam die Lösung globaler Probleme wie Ebola und den Kampf gegen den Terrorismus angehen.
Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew schloss eine engere Zusammenarbeit mit der Führung in Washington indes in einem Interview des US-Fernsehsenders CNBC vorerst aus. Scharf kritisierte Medwedew die prowestliche Führung in Kiew. Die Ukraine befinde sich am Rande eines Kollapses, und der prorussisch orientierte Osten des Landes wolle nicht in dem von Kiew geführten Staatsgefüge verbleiben.
Der Bürgerkrieg in der Ostukraine hat eine schwere Flüchtlingskrise ausgelöst. Hunderttausende Menschen flohen nach Russland oder in die Westukraine. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) forderte im Deutschlandfunk mehr internationale Unterstützung für die Menschen. Er hatte am Dienstag deutsche Hilfsgüter in Charkow übergeben.
15 Oct 2014
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