taz.de -- Die Streitfrage: „Wie ein Ritt auf der Kreissäge“

Es sei absurd, Gewaltverzicht zum höchsten aller Werte zu erklären, findet „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe. Buddhistin Susanne Matsudo-Kiliani sieht das ähnlich.
Bild: Pazifismus adieu?

Nach 1945 forderte die Friedensbewegung hierzulande: „Nie wieder Krieg!“ Seit die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) immer größere Teile Syriens und des Iraks unter ihre Kontrolle bringt und Augenzeugen von Enthauptungen und Vergewaltigungen berichten, ist hierzulande eine Debatte darüber entbrannt, ob man sich dem IS nicht militärisch entgegenstellen müsse. Und ob der Pazifismus ausgedient habe.

Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik findet Pazifismus heute verantwortungslos: „Deutschland muss militärisch gerüstet sein, um Russland abschrecken zu können und Terroristen wie die des IS in ihren Verstecken auffinden, fassen und töten zu können.“

Der Zeit-Herausgeber Josef Joffe findet Pazifismus sogar absurd: „Wer Gewaltverzicht zum höchsten aller Werte erklärt, sagt im Grunde, dass er bereit sei, alle anderen Werte zu verraten: Freundschaft, Familie und Nation, dazu Gerechtigkeit, Freiheit und den Schutz des Schwächeren.“

Genau deshalb hadern Pazifisten wie Susanne Matsudo-Kiliani vom Deutschen Buddhistischen Bund aktuell mit ihrer Überzeugung. Sie warnt davor, aus pazifistischen Gründen nicht zu handeln. Man müsse abwägen: „Was ist wichtiger: ein Prinzip oder ein Menschenleben?“

Selbst die Grünen-Jugend hat sich in der letzten Woche dafür ausgesprochen, den IS militärisch zu bekämpfen, gestützt von einem UN-Mandat. Dennoch glaubt ihre Sprecherin Theresa Kalmer: „Frieden findet man nicht mit Militär und Waffen.“

Die Streitfrage der Woche beantworten außerdem der Historiker Michael Wolffsohn und die taz-Leserin Marianne Bade – in der [1][taz. am wochenende vom 25./26. Oktober 2014.]

25 Oct 2014

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