taz.de -- Polizeirechte in der Türkei: Waffeneinsatz wird erleichtert

Für die türkische Polizei soll der Schusswaffengebrauch bei Demos künftig einfacher werden. Demonstranten drohen schärfere Strafen. Das sieht ein Gesetzentwurf vor.
Bild: Türkische Polizisten sollen mehr Befugnisse bekommen.

ISTANBUL afp | Die türkische Regierung will den Schusswaffengebrauch der Polizei bei Demonstrationen erleichtern. Wie türkische Medien am Dienstag unter Berufung auf einen Gesetzentwurf der Regierung im Parlament berichteten, soll es den Beamten unter anderem erlaubt werden, zur Abwehr von Molotowcocktails und Feuerwerkskörpern bei Kundgebungen zur Waffe zu greifen. Die Teilnahme an Demonstrationen, bei denen verbotene Gegenstände wie Steinschleudern auftauchen, soll demnach mit bis zu vier Jahren Haft bestraft werden können.

Das Mitführen von Plakaten, Transparenten oder Postern, die von den Behörden als Zeichen verbotener Organisationen gewertet werden, soll mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. Vermummte Demonstranten, die an einer als Unterstützungsaktion für eine Terrororganisation gewerteten Kundgebung teilnehmen, müssen mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen. Um mutmaßliche Straftäter besser identifizieren zu können, kann die Polizei künftig in ihren Wasserwerfern eingefärbtes Wasser verwenden.

Die geplanten Maßnahmen sind unter anderem eine Reaktion des Staats auf die jüngsten Kurdenunruhen vom Oktober, die sich gegen die türkische Haltung im Syrien-Konflikt richteten und bei denen mehr als 40 Menschen starben. Kritiker werfen der türkischen Regierung vor, mit den neuen Befugnissen für die Polizei das Demonstrationsrecht einzuschränken.

Die EU hatte bereits nach den Gezi-Unruhen im vergangenen Jahr das teilweise brutale Vorgehen der türkischen Sicherheitskräfte gegen Demonstranten kritisiert.

25 Nov 2014

TAGS

Schwerpunkt Türkei
Polizei
Demonstrationen
Recep Tayyip Erdoğan
Justiz
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Proteste in der Türkei
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Türkei
Kurden
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Pressefreiheit

ARTIKEL ZUM THEMA

Getöteter Jugendlicher bei Gezi-Protesten: Polizisten müssen zehn Jahre in Haft

Ali Islaim Korkmaz war am Rande der Gezipark-Proteste von Polizisten zusammengeschlagen worden und starb. Nun müssen zwei Beamte zehn Jahre in Haft.

Neue Sicherheitsgesetze in der Türkei: Polizei darf schneller schießen

Die Regierung bringt ein Paket neuer Sicherheitsgesetze ins Parlament ein. Demonstranten drohen härtere Strafen.

Erdogan hetzt gegen den Westen: „Sie freuen sich über unseren Tod“

Der Westen stürzt den Islam ins Verderben. Diesmal ist der Papstbesuch Anlass für einen weiteren Hetzauftritt des türkischen Präsidenten Erdogan.

Mutmaßliche Folterung in der Türkei: Sechs Polizisten in Haft

Türkischen Beamten wird vorgeworfen, einen 26-Jährigen schwer misshandelt zu haben. Der Mann gab an, er habe nur einen Streit schlichten wollen.

Solidarität mit syrischen Kurden: Zehntausende demonstrieren

Kurdische Organisationen riefen zu Protesten in Europa auf, Zehntausende folgten. In ganz Deutschland fanden friedliche Demonstrationen statt.

Tote Soldaten in der Türkei: Frieden mit der PKK nicht in Sicht

Die Auseinandersetzungen zwischen Kurden, der Polizei und der Armee in der Türkei werden härter. Der Mord an drei Soldaten empört.

Neue Festnahmewelle in der Türkei: Spionage und kriminelle Vereinigung

Wegen vermeindlich regierungsfeindlicher Aktivitäten sind erneut Polizisten verhaftet worden. Sie sollen bei Abhöraktionen gegen Erdogan beteiligt gewesen sein.

Nach Festnahme in der Türkei: Deutsche Fotoreporter wieder frei

Der Vorwurf: Spionage. Drei in der Türkei festgenommene Fotografen sind wieder frei. Sie müssen zu einer Anhörung bei der Staatsanwaltschaft.