taz.de -- US-Präsident droht Chicago: Trump erklärt Städten den Krieg
Der US-Präsident will die Stadt Chicago spüren lassen, „warum es Kriegsministerium heißt“. Die USA sind auf dem besten Weg in den Faschismus.
Ob er nun vollends verrückt geworden ist? Am Wochenende postete US-Präsident Donald Trump auf seinem [1][Social-Media-Account ein Bild, das ihn mit Sonnenbrille und Cowboyhut vor der Skyline einer Großstadt] zeigt, im Hintergrund Militärhubschrauber und Flammen. Das Motiv spielt auf den Kriegsfilm „Apocalypse Now“ an, so auch das Wortspiel „Chipocalypse Now“ und der Spruch „Ich liebe den Geruch von Abschiebungen am Morgen“. Es ist der zynische Scherz eines Quartalsirren.
Leider hat der Wahnsinn System. Dass sich der US-Präsident wie ein pubertärer Onlinetroll verhält, ist noch das kleinste Problem. Eigentlich ist es lächerlich, wenn Trump das [2][Verteidigungsministerium in Kriegsministerium umbenennt]. Doch Trump meint es ernst. Chicago werde bald herausfinden, warum es nun KRIEGsministerium heiße, droht er der Stadt unverhohlen mit einem Militäreinsatz.
Man muss das ernst nehmen. [3][Im Juni schickte er die Nationalgarde nach Los Angeles,] im August beorderte er sie nach Washington. Mit der größten Razzia ihrer Geschichte überzog die US-Einwanderungsbehörde zudem am Samstag ein Werk des südkoreanischen Konzerns Hyundai im Bundesstaat Georgia und legte es lahm, fast 500 Mitarbeitern wurden Handschellen anlegt.
Man muss es so deutlich sagen: Die USA sind auf dem besten Weg in den Faschismus, der autoritäre Umbau des Staats ist in vollem Gange. Trump setzt sich über US-Recht und Gerichtsentscheidungen hinweg und übergeht das Parlament, in dem er ohnehin eine Mehrheit hat. Er übt Druck auf die Medien und Universitäten seines Lands aus, bedroht politische Gegner und schüchtert sie ein, lässt Behörden und die Armee säubern und greift die US-Notenbank an.
Trumps Beispiel macht Schule
Von seinen Ministern lässt er sich huldigen wie ein Despot, und auch nach außen zeigt er Härte. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lässt er in Gaza freie Hand, einen mutmaßlichen Genozid zu begehen, die Ukraine überlässt er Putin zum Fraß, und Venezuela droht er, dessen Kampfjets abzuschießen. Vor Kurzem hatten US-Truppen ein Schiff aus Venezuela beschossen und elf Menschen getötet. Das Schlimmste ist: Trumps Beispiel macht Schule. Weltweit werden demokratische Werte mit Füßen getreten und autoritäre Tendenzen immer stärker.
Der frühere Late-Night-Talker Harald Schmidt hat Trump kürzlich als „genialen Entertainer“ bezeichnet. Deshalb sei es schwer, sich als Satiriker über ihn lustig zu machen. Richtig daran ist, dass Trump mit seiner Hybris jede Satire übertrifft. Aber für die Opfer seiner Politik ist er alles andere als unterhaltsam. Das darf man bei aller Faszination für seinen Zynismus nicht vergessen.
7 Sep 2025
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