taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Halbtrauer im Diskodickicht
Jan Jelinek ist einer der vielseitigsten deutschen Experimentalmusiker. Auf seinem Album „Kosmischer Pitch“ ist Wiederholung das Prinzip.
Es ist ein ein leichter Schwebezustand, den man wahrzunehmen scheint, hypnotisch, tranceartig. Der Berliner Produzent Jan Jelinek kreiert auf dem Album „Kosmischer Pitch“ sanft pulsierende Sounds, die sich wiederholen und wiederholen und wiederholen; Klangschleifen, in den denen man sich verlieren kann.
[1][Jelinek] ist einer der inspirierendsten und vielseitigsten Experimentalmusiker hierzulande, er hat unter verschiedenen Aliassen Musik gemacht, ist in [2][unterschiedlichsten Subgenres elektronischer Musik] bewandert. „Kosmischer Pitch“ ist ein Album aus dem Jahr 2005, das Jelinek nun auf seinem eigenen Label Faitiche wiederveröffentlicht hat. Wie der Titel andeutet, ist es der [3][Tradition des Krautrock]/der Kosmischen Musik verpflichtet, vor allem dem in dieser Musikrichtung gängigen Stilmittel der Repetition.
In dem Track „Im Diskodickicht“ wiederholen sich etwa verschiedene Synthesizer-Patterns und werden übereinandergeschichtet, im Eingangstrack „Universal Band Silhouette“ folgt man einem entspannten Beat und einer immergleichen Melodie, das Stück „Planeten in Halbtrauer“ wird von wenigen Bassgitarren-Tönen dominiert, die immer wieder gesampelt werden. „Lithiummelodie 1“ erinnert dann an die unterschwellig brodelnden Electronica, die The Notwist seinerzeit verwendeten.
So gut wie die Songtitel —„Planeten in Halbtrauer“ dürfte eine Anspielung an Arno Schmidts „Kühe in Halbtrauer“ sein — sind auch diese Songs, die einen ganz sachte in eine andere Welt schubsen. Was ganz angenehm ist in diesen Tagen.
8 Feb 2025
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