taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Klanggemälde in warmen Farben
Jules Reidy ist eine feste Größe der experimentellen Berliner Szene. Auf „Trances“ überzeugt Reidy mit Fingerpicking-Gitarre und Ambientsounds.
Die Musik von Jules Reidy hat schon immer etwas von Klanggemälden gehabt, die man vielmehr auf sich wirken lässt, als sie zu entschlüsseln sucht. Da ist die Gitarre, die Reidy meist im Fingerpicking-Stil anschlägt und die sich fast immer über alles legt, aber da sind auch Synthesizer, mit denen Geplucker, Drones, gesampelte Gitarren, streicherartige Sounds und Field Recordings eingespielt werden.
Und da ist dieser durch Autotune verfremdete Gesang, der sich wundersam ins komplexe Klangbild einebnet (wobei der Einsatz von Autotune hier kein bisschen nervt).
Reidy hat bereits eine Reihe großartiger und atmosphärischer Alben vorgelegt ([1][zuletzt das tolle „World in World“, 2022]), mit „Trances“ erschien kürzlich das neueste. Reidy stammt aus Australien, ist aber seit Langem Teil der experimentellen Berliner Szene, spielt etwa in Oren Ambarchis Ensemble Carpe Diem, hat mit Keyboarderin Liz Kosack und Trompeter Brad Henkel zusammengearbeitet und lange im Splitter Orchester gespielt.
Auf [2][„Trances“] experimentiert Reidy mit einer Gitarre in sogenannter Reiner Stimmung, das Instrument klingt meist warm und hell, manchmal fast gläsern, daneben schälen sich via Synthesizer weitere Töne heraus – mal ein Rauschen, mal ein Flirren, mal ein Klackern. „Trances“ ist, der Titel lässt dies erahnen, ein meditatives Album geworden, zum Jahresausklang und zum Innehalten in hässlichen und unruhigen Zeiten liefert Reidy somit die perfekten Sounds.
25 Dec 2023
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