taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Eingespielte Schrägtöner

Auf ihrem gemeinsamen Album „Döner Kebab“ erfinden die Improvisationsmusiker Axel Dörner und Mazen Kerbaj ein neues elektronisches Rezept.
Bild: Mazen Kerbaj (v.), Axel Dörner (r.) mit Franz Hautzinger (Trompete) und Carl Ludwig Hübsch (Tuba)

Zweimal Trompete und Elektronik steht auf der Menükarte dieses knapp 55 Minuten umfassenden Albums. Guter Hinweis! Denn, was die Berliner Experimental- und Improvisationsmusiker Axel Dörner und Mazen Kerbaj da in drei Gängen zwischen 15 und 20 Minuten auftischen, ist zwar scharf, klingt aber nicht unbedingt nach Trompete.

Dafür gibt es Klick- und Rauschtöne wie aus Spielkonsolen der 80er-Jahre, das Krachen eines Donnerblechs, Industrielles und das behutsame Spiel mit verschiedenen Lautstärken, das alles gerade einmal im ersten Stück „Döner“. Das muss nicht nur der Humor zweier Schrägtöner wie Dörner und Kerbaj sein, die auf dem Cover mit ihren Nachnamen Schabernack treiben.

Dönerzubereitung ist, ein Besuch im Imbiss des Vertrauens belegt das, sehr oft eine Duodisziplin. Einer (zumeist sind es Männer) schabt und schnitzt am Drehspieß, ein anderer ist für den Salat zuständig. Das Duo Dörner und Kerbaj verteilt sich exakt auf den linken beziehungsweise rechten Stereokanal, ähnlich wie beispielsweise Don Cherry und Freddie Hubbard auf Ornette Colemans Genreklassiker „Free Jazz“.

Zwischen jenem Koller und dem minimalistischen „Döner Kebab“ liegen mittlerweile sechs Jahrzehnte, und so laufen das Scratchen und die Klingeln, die Percussion und die Orgelpfeifen des zweiten Stücks „Kebab“ – Sounds, die immer noch aus den Trompeten kommen – auf das elektronische Finale „Ayran“ zu: Science Fiction-Motive, Orchestergraben-Ambient und so etwas wie ein endlos geloopter Trommelwirbel. Ein Efes und einen Tee, bitte.

20 Mar 2022

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Robert Mießner

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