taz.de -- Entscheidung ohne UN-Sicherheitsrat: UN-Hilfen für Syrien laufen weiter
Der einzige nicht vom syrischen Regime kontrollierte Grenzübergang nach Idlib bleibt vorerst offen. Die UNO kann weiter humanitäre Hilfe leisten.
New York afp | Die UNO setzt ihre humanitären Hilfslieferungen für Syrien fort. Der entsprechende Hilfsmechanismus wurde am Montag ohne eine erneute Abstimmung durch den UN-Sicherheitsrat um sechs Monate verlängert, wie die Organisation am Montag mitteilte. Dadurch wird der Grenzübergang Bab al-Hawa im Nordwesten des Landes für Hilfsgüter offen gehalten. Es handelt sich um den einzigen verbliebenen Grenzübergang, der nicht von der Regierung in Damaskus kontrolliert wird.
„Die grenzüberschreitende Lieferung von Hilfsgütern ist von entscheidender Bedeutung“, [1][sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric] am Montag. Der Mechanismus sei dringend notwendig, um „den humanitären Bedarf aller Syrer zu decken“.
[2][Bei der vergangenen Abstimmung im Juli 2021] hatte sich der Sicherheitsrat in quasi letzter Minute auf eine Verlängerung des Mechanismus bis zum 10. Januar 2022 geeinigt. Die Abmachung stellte eine weitere sechsmonatige Verlängerung bis Juli 2022 in Aussicht, sofern ein entsprechender Bericht des UN-Generalsekretärs vorliege. António Guterres hatte in seinem Bericht im Dezember erklärt, dass es nicht möglich sei, die derzeitigen Hilfslieferungen durch einen anderen Mechanismus zu ersetzen.
Der Hilfsmechanismus existiert seit 2014, wurde [3][2020 nach Druck aus Russland allerdings stark eingeschränkt]. Moskau sträubte sich im vergangenen Sommer lange gegen eine weitere Verlängerung. Die letztlich verabschiedete Resolution handelten die USA und Russland unter Hinzuziehung der drei weiteren ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates – China, Großbritannien und Frankreich – aus.
[4][Moskau, ein enger Verbündeter der syrischen Regierung, argumentierte damals], die UN-Hilfe könne genauso gut über Damaskus in Rebellengebiete gebracht werden. Die russische Regierung befürchtet, dass der Grenzübergang Bab al-Hawa von der Türkei nach Syrien dazu genutzt werden könnte, Waffen an Rebellenkämpfer zu liefern.
12 Jan 2022
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Um dringende Hilfsmittel nach Syrien liefern zu können, braucht es die einstimmige Zustimmung des UN-Sicherheitsrats. Das hat unsägliche Konsequenzen.
Das Erdbeben vernichtete Kırıkhan in der türkischen Provinz Hatay. Hoffnung, Überlebende aus Trümmern zu bergen, gibt es kaum – doch es gibt Wunder.
Bei einem US-Spezialeinsatz in Idlib ist Abi Ibrahim al-Haschimi al-Kuraschi getötet worden. Nach syrischen Angaben sind auch Zivilisten unter den Opfern.
Vieles läuft im kurdisch verwalteten Nordosten Syriens besser als im restlichen Land. Nur: International gibt es kaum Unterstützung.
Die UNO und Russland haben sich geeinigt: Sechs Monate noch können Hilfsgüter nach Syrien gebracht werden – über einen einzigen Grenzübergang. Das ist kein Erfolg.
Die UN würden mit Syriens Machthaber Assad kooperieren, um Hilfe nach Idlib zu bringen. Doch die Konfliktparteien müssten mitmachen, sagt UN-Koordinator Mark Cutts.
Hilfslieferungen für Flüchtlinge im Norden Syriens werden eingeschränkt. Nur noch ein Grenzübergang darf dafür genutzt werden.