taz.de -- Badebetrieb in Berlin: Ein Meer aus Köpfen

Die Berliner Bäder-Betriebe steuern einem neuen Jahresrekord entgegen. Schon jetzt kamen mehr Besucher als letzte Saison.
Bild: Das Prinzenbad in Kreuzberg ist Berlins beliebstestes Sommerbad

Keine Schlangen an den Kassen, im Wasser freie Bahn: Nachdem die Sommerbäder in den letzten Tagen schier aus den Nähten geplatzt sind, konnten die Beschäftigten am Donnerstag durchatmen. Der Grund war banal. Der Wetterdienst hatte am Morgen Schauer und Gewitter angesagt. Letztendlich öffnete der Himmel seine Schleusen nicht und es war so heiß wie eh und je. Aber die Bewölkung am Vormittag hielt viele Leute ab.

Nicht so die richtigen Schwimmer. Fantastisch sei es gewesen, sagte ein geschätzter Mittfünfziger mit gestähltem Body, der am Donnerstag nach absolviertem Training auf den Ausgang zusteuerte. „Endlich mal wieder genug Platz im Becken.“ Zwei Sommer-Mehrfachkarten à 20 Eintritte habe er schon abgeschwommen, jetzt sei er bei der dritten. Wenn die Saison so weitergehe, dann werde das sein persönlicher Rekord.

Auch die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) steuern einem neuen Jahresrekord entgegen. Schon jetzt werden mehr Besucher verzeichnet als in der gesamten Sommersaison 2017. Da wurden 1,09 Millionen Gäste in den Freibädern gezählt, diesen Sommer sind es bereits 1,31 Millionen, obwohl der August gerade erst begonnen hat. Wenn das so weitergeht, könnte sogar der Alljahresrekord von 2003 gesprengt werden. „Das 15-Jahres-Hoch knacken“, nennt Andreas Scholz-Fleischmann, Chef der BBB, das.

2003 kamen 2,3 Millionen Menschen in die Berliner Freibäder. Seit Bestehen der Berliner Bäder-Betriebe war das im Sommer die Höchstmarke. Die BBB gibt es seit 1997, zeitgleich wurde das Drehkreuz an den Eingängen eingeführt, damit wird automatisch gezählt. Besucherzahlen aus früheren Jahren seien nicht valide, das seien Schätzungen der Bademeister gewesen, sagt Bädersprecher Matthias Oloew.

Die BBB betreiben 27 Freibäder in der Stadt. Für die Statistik werden jedoch nur 17 Bäder ausgewertet. Dienstag, der 31. Juli, war in diesem Sommer bisher der Spitzentag. Bei 36 Hitzegraden und 14 Sonnenstunden strömten 72.770 Menschen in die Bäder. Am beliebtesten ist das Prinzenbad in Kreuzberg, bis Ende Juli wurden dort 211.000 Badegäste gezählt. Den zweiten Platz belegt das Strandbad Wannsee (167.000 Besucher), gefolgt vom Sommerbad Wilmersdorf (138.000 Gäste).

Am Mittwoch, dem 1. August, war es fast genauso heiß, es kamen aber nur 39.183 Gäste. Dass die Besucher von Schwimmbäder ihren eigenen Regeln folgen, stellen die BBB immer wieder fest. Am ersten richtigen Sommertag eines Jahres kann es so heiß sein, wie es will. Es dauerte immer mehrere Tage, bis die Berliner die Sehnsucht nach einer Badeanstalt überkommt. Den Besuchereinbruch am Mittwoch im Vergleich zu Dienstag erklärt Bädersprecher Oloew so: „Je länger die Hitze dauert, desto egaler ist den Leuten, wo sie Abkühlung suchen.“ Die Leute sagten sich: „Im Freibad waren wir ja schon.“ Oloew kennt seine Pappenheimer.

Am Donnerstag kamen dann im Vergleich zu Mittwoch nur noch zwei Drittel. Dabei zeigte das Thermometer am Nachmittag 30 Grad. Die Wolken vom Vormittag hatten sich verzogen. Wenn das so weitergeht, könnte es schwierig werden mit dem erhofften Besucherrekord.

Hitze, Kindergeschrei, in den Becken ein wogendes Köpfemeer – da den Überblick zu behalten ist ein Knochenjob. Nach 120 gefühlten Sommertagen sei den Bademeistern eine Pause gegönnt. Und nicht nur ihnen. „Schnee, Eis, Tsunami – am besten alles zusammen“, fleht ein Mitarbeiter der Cafeteria des Prinzenbades an der Pommes-Fritteuse, während er sich den Schweiß aus den Augen reibt.

2 Aug 2018

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Plutonia Plarre

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