taz.de -- Nachtbaden in Berliner Bädern?: „Wir sind keine Spaßverderber“
Wer wie Campino nachts über den Freibad-Zaun klettert um zu baden, wird angezeigt, sagt der Berliner-Bäder-Sprecher. Die Gefahr zu ertrinken sei einfach zu groß.
taz: Herr Oloew, der Sänger der Toten Hosen, Campino, ist in Dresden nach einem Konzert in einem Freibad über den Zaun geklettert um zu Baden. Haben die Berliner Freibäder auch nächtliche Besucher?
Matthias Oloew: Das kommt manchmal vor, allerdings nicht so oft. In der Regel sind das sehr junge Leute. Einige sind auch so clever wie Campino und posten das auf ihren sozialen Netzwerken. Damit liefern sie uns gleich die Selbstanzeige mit.
Wollen Sie damit sagen, die Bäder Betriebe erstatten Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch?
Ja, aber nicht, weil wir Spaßverderber sind. Die Leute bringen sich in Gefahr und richten zum Teil auch Schäden an.
Tagsüber, wenn es voll ist, passiert doch viel mehr.
Nein. Die große Gefahr beim Nacht-Baden ist, dass die Leute ertrinken. Man sieht sie im Dunkeln ja nicht. Außerdem kommen sie nicht nur zum Schwimmen. Wir haben schon Leute erwischt, die das ganze Freibad nachts mit Nazigraffiti vollgeschmiert haben.
Wie oft ist das passiert?
Vier Personen hatten 2017 Naziparolen gesprüht. Insgesamt haben wir im letzten Jahr 30 Leute in geschlossenen Freibädern angetroffen.
Die meisten wollen nur ein bisschen plätschern. Wo bleibt der Humor?
Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Bädern haben jede Menge Humor, aber wir müssen einschreiten. Wenn wir es zuließen und am nächsten Tag treibt jemand kieloben im Sportbecken des Prinzenbads, wird man die Bäder-Betriebe zu Recht fragen, warum wir das nicht verhindert haben.
Wie gut gesichert die Bäder nachts eigentlich?
Gut (lacht).
Wie leicht kommt man rein?
Schwer.
Wer verpetzt die nächtlichen Besucher?
Häufig sind es Nachbarn, die die Polizei rufen und sich über den Lärm beschweren. Vor allem in Wohngegenden wie z. B. in Pankow oder Mariendorf, wo es abends sehr still ist. Aber auch die Polizei selbst schaut vorbei und natürlich unser Sicherheitsdienst.
Wie erklären Sie sich, dass in Berlin nicht mehr Leute auf so eine Idee kommen?
Es gibt in Berlin so viel Aufregenderes, als nachts im Freibad zu schwimmen, das ist anders als auf dem Land.
Baden die Leute nachts eigentlich nackt?
Das erschließt sich uns nicht, es sei denn, die Leute posten es. Die Polizei schreibt nur eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und nicht, was die Leute anhatten.
Was passiert, wenn man bei normalem Betrieb nackt badet?
Man wird auf die Haus- und Badeordnung hingewiesen. Es ist klar geregelt, dass man in Badekleidung zu schwimmen hat. Die Zuwiderhandlung ist keine Straftat, aber wenn man noch mal erwischt wird, gibt es Hausverbot.
Ansonsten ist aber jede Bademode okay?
Ja. Aber eben Bademode und bitte keine Sportkleidung oder Straßenklamotten.
8 Jun 2018
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