taz.de -- Kommentar Baukindergeld: Von Seehofer lernen

Die SPD verschläft wieder einmal die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt. Das Baukindergeld wird die Preisspirale noch zusätzlich anheizen.
Bild: Das künftige Heim darf jetzt doch wieder etwas größer ausfallen

Wenn parallel zur Fußball-WM auch ein Wettbewerb um die schlafmützigste Partei der Welt stattfinden würde, gäbe es schon jetzt einen großen Favoriten: die SPD. Das gilt besonders für ihre Wohnungspolitik. Während die Mietpreisbremse noch immer nicht funktioniert, gibt die SPD der Union nach, die sich gegen jede Flächenbegrenzung beim Baukindergeld gewandt hatte.

Auf Bundesebene fehlt den Sozialdemokraten seit rund 15 Jahren das Bewusstsein für die Entwicklungen auf den Immobilienmärkten. Als sie noch unter Rot-Grün und in Landesregierungen öffentliches Wohnungseigentum verscherbelten, dachten sie nicht daran, dass einmal ein Run auf die Städte einsetzen könnte.

Als der Zuzug in die Metropolen begann, bekamen sie ihn nicht mit. Und jetzt fehlt ihnen das Bewusstsein dafür, dass die größten Preissprünge auf dem Wohnungsmarkt erst noch bevorstehen könnten.

Zwei Entwicklungen müssten bei ihnen die Alarmglocken schrillen lassen: Das eine sind Berichte über zunehmende Wohnungskäufe durch die obere Mittelschicht Chinas in Deutschland, das andere das deutsche Engagement des US-Investors Warren Buffett. Der deutsche Wohnungsmarkt wird global interessant. Noch sind Branchenanalysten aber skeptisch, ob sich die Renditeerwartungen erfüllen – in Deutschland ist der Immobilienmarkt verhältnismäßig reguliert, die Einkommen vor allem im Osten zu niedrig.

Wenn man in einer solchen Situation etwas nicht machen darf, ist es, die Situation anzuheizen. Genau das wird das Baukindergeld bewirken. Familien, denen bisher das angebotene Wohneigentum zu teuer war, schießt der Staat nun Geld dazu, damit sie es sich leisten können. Womit der deutsche Immobilienmarkt noch interessanter für internationale Anleger wird.

Von Seehofer könnte die SPD lernen, wie man Konflikte für die eigene Klientel führt. Stattdessen fügt sie sich der Union. Nach der nächsten Wahl aber wird die SPD wieder Papiere schreiben, warum sie ihre Wählerschaft verliert.

28 Jun 2018

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Martin Reeh

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